Konstruktion: Exklamativ:wie_ADJ

Aber die größte Freiheit gewinnt man als Mensch ja mitunter in dem Moment, da man sich seiner eigenen Überflüssigkeit gewahr wird.
{
WieKE-lex:wie
KE:Bewertungschön
}
! Und es könnte ja doch noch Herbst werden.

2C101A...7000EE
Die Zeit, 27.10.2016 (online)

Kurzname der Konstruktion:

Exklamativ:wie_ADJ!

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Exklamativ_verblos:ADJ.eval

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Satzmoduskonstruktion

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

wie_ADJ

Die Konstruktion Exklamativ:wie_ADJ bringt eine durch Überraschung geprägte Emotion des Sprechers im Hinblick auf einen Stimulus zum Ausdruck. Die Konstruktion setzt sich aus dem lexikalisch festen Konstruktionselement (KE-lex) wieKE-lex:wie sowie dem internen Kern-Konstruktionselement (KE) KE:BewertungBewertung zusammen. Hinzukommt das interne Kern-KE KE:StimulusStimulus, das im Rahmen dieser elliptischen Kxn allerdings stets nullinstanziiert ist.

Das Interrogativpronomen wie bildet den Einstieg in die Konstruktion, worauf das interne Kern-Konstruktionselement (KE) KE:BewertungBewertung in Form eines Adjektivs folgt. Der informationsstrukturelle und prosodische Fokus liegt auf der KE:BewertungBewertung des nullinstanziierten KE:StimulusStimulus, wobei durch die semantische Funktion des KE-lexKE-lex:wie eine Skala-Lesart evoziert wird.

Weiterführende Informationen

Ebenso wie bei den Konstruktionen Exklamativ:was_für_ART.indef_N, Exklamativ:was_VL oder Exklamativ:welch_(ART.indef_)N ist das KE-lexKE-lex:wie dieser Konstruktion ein Interrogativpronomen.

Im Gegensatz zu anderen Konstruktionen mit Interrogativpronomen kann auf das KE-lexKE-lex:wie der Konstruktion Exklamativ:wie_ADJ allerdings kein Nomen folgen. Dass auf das KE-lexKE-lex:wie ein Adjektiv folgt, hat diese Konstruktion mit der Konstruktion Exklamativ:so_ADJ gemeinsam; beide KE-lexKE-lex:wie haben zudem bereits eine semantische Steigerungsfunktion inne.


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.67 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

wie

Beim KE-lex wieKE-lex:wie handelt es sich um ein Interrogativpronomen, das in Kombination mit dem KE KE:BewertungBewertung die Kxn bildet.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Ja, sie soll sogar ein globales Publikum erreichen?! " "
{
WieKE-lex:wie
KE:Bewertungnaiv
}
! Wie unrealistisch!"", riefen manche.

31FD63...D2FAD0
Die Zeit, 06.12.2017, Nr. 51

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Bewertung

Bei diesem internen Kern-KE handelt es sich um die Bewertung des im Rahmen dieser Kxn nullinstantiierten KE:StimulusStimulus.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Kreativer soll man auch werden.
{
WieKE-lex:wie
KE:Bewertungschrecklich
}
! Ein Plädoyer für das zweckfreie Nickerchen von Matthias Stolz

865646...FFDC04
Die Zeit, 21.06.2016 (online)

Typische Realisierungen:

ADJ.eval

Stimulus

Bei diesem internen Kern-KE handelt es sich um denjenigen Sachverhalt, der die Überraschung auslöst. Es tritt im Rahmen dieser elliptischen Kxn ausschließlich nullinstanziiert auf.

Evoziert die folgenden Frames:

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Altmann, Hans (2016): Aspekte der Markierungsebenen von Satztypen und Konstruktionen, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 106–145.
d’Avis, Franz (2013): Exklamativsatz, in: Meibauer, Jörg / Steinbach, Markus / Altmann, Hans (Hrsg.): Satztypen des Deutschen, Berlin/Boston: De Gruyter, 171–201.
Finkbeiner, Rita (2015): Wie Deutsch ist DAS denn? Satztyp oder Konstruktion?, in: Brylla, Charlotta Seiler / Nivre, Elisabeth Wåghäll (Hrsg.): Sendbote zwischen den Kulturen: Gustav Korlén und die germanistische Tradition an der Universität Stockholm, Stockholm: Acta Universitatis Stockholmiensis, 243–274.
Foolen, Ad (1996): Herinneringen aan mijn moedertaal, in: Hout, R. van / Kruijsen, J. (Hrsg.): Taalvariaties. Toonzettingen en modulaties op een thema, Foris Publications, 55–66.
Imo, Wolfgang (2015): Satzmodus, Konstruktion oder keins von beidem? Äußerungsformen und Äußerungsbedeutungen in interaktionaler gesprochener Sprache, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 373–405.
Marillier, Jean-Francois (2004): Zur Definition der Exklamativsätze, in: Krause, Maxi (Hrsg.): Das war echt spitze!: Zur Exklamation im heutigen Deutsch, Tübingen: Stauffenburg, 49–65.
Näf, Anton (1996): Die w-Exklamativsätze im Deutschen – zugleich ein Plädoyer für eine Rehabilitierung der Empirie in der Sprachwissenschaft, Zeitschrift für germanistische Linguistik 24(2), 135–152.
Näf, Anton (1987): Gibt es Exklamativsätze?, in: Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satzmodus zwischen Grammatik und Pragmatik: Referate anläßlich der 8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, Tübingen: Niemeyer, 140–160.
Ziem, Alexander / Ellsworth, Michael (2016): Exklamativsätze im FrameNet-Konstruktikon am Beispiel des Englischen, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 146–191.
Zifonun, Gisela / Hoffmann, Ludger / Strecker, Bruno (1997): Grammatik der deutschen Sprache, Berlin/New York: De Gruyter.