Glossar

Literaturhinweis: Fillmore, Charles J. & Petruck, Miriam (2003): FrameNet Glossary. In: International Journal of Lexicography 16 (3), 359-361.

A

Alternative Bezeichnung

Unter 'Alternative Bezeichnung' werden Begriffe angegeben, mit denen in einschlägiger Forschungsliteratur auf das Phänomen verwiesen wird, das die betroffene Konstruktion abdeckt.

Beispiel:

Für die Konstruktion Konjunktiv_Präsens:V.conj.-I wurden unter anderem die alternativen Bezeichnungen Konjunktiv I und Heischesätze angegeben.

Annotation

Zuschreibung von semantischen Informationen ( Frame-Elemente (FE), Konstruktionselemente (KE)) zu syntaktischen Einheiten (insbesondere Phrasen). Annotationen in einem Satz werden farblich oder durch eckige Klammern mit den tiefgestellten semantischen Informationen hervorgehoben. Die Annotation der Lexikalischen Einheit (LE) (d. h. des Frameevozierenden Elements (FEE)) bzw. des Lexikalisch festen Konstruktionselements (KE-lex) wird durch Fettdruck (und Versalien) hervorgehoben, während für die Frame-Elemente (FE) bzw. Konstruktionselemente (KE) wechselnde Farben verwendet werden.

Beispiel FrameNet:

Kommunikation-Frame: [KommunikatorEr] hat nie [Art_und_Weisewirklich] [Menge_der_Informationenvollständig] [Botschaftseine Absichten] [TargetMITGETEILT].

Beispiel Konstruktikon:

Negation:weder_XP_noch_XP-Konstruktion: Sie haben {Negation:weder_XP_noch_XP[KE-lexWEDER] [Erstes_KonjunktHandelsmauern aufgetürmt] [KE-lexNOCH] [Zweites_KonjunktAbwertungskriege geführt]}.

Argumentstruktur

Angabe über Anzahl, Abfolge und Art der geforderten Argumente, die ein sprachlicher Ausdrucks benötigt, um vollständig/gesättigt zu sein. Konstruktionen, die spezifische Lexeme als lexikalische Füllungen selegieren (sog. 'Argumentstruktur-Konstruktionen', Goldberg 2006), werden hier als spezifischer Subtyp von Syntaktischer Konstruktion erfasst.

Beispiel Konstruktikon:

Relation_zweistellig:Transitiv_aktiv-Konstruktion: {Relation_zweistellig:Transitiv_aktiv[SubjektEr] [Prädikatstreichelt] [Objektdie Katze]}.

B

Belegstelle

Ein Beispielsatz, der zur Illustration eines Frames oder einer Konstruktion dient.

Bildschematisch (Frametyp)

Bildschematische Frames werden zwar wie nicht-sprachliche Frames nicht durch sprachliche Einheiten evoziert, jedoch konzeptionell von diesen getrennt verortet, da sie entsprechend der Bildschema-Theorie (Johnson 1987, Lakoff 1987) ausschließlich solches Wissen umfassen, das im frühen Säuglings- und Kindesalter über sensomotorischen Input erworben wird. Das Konzept der Bildschemata umfasst prälinguistische (je nach Theorie auch präkonzeptuelle), hochabstrakte kognitive Strukturen (z. B. Mandler & Pagán Cánovas 2014), deren Erwerb wohl bereits im Mutterleib beginnt (Rohrer 2005). Bildschemata motivieren andere konzeptuelle Strukturen (wie Frames) sowie Mappingprozesse in Konzeptuellen Metaphern (vgl. Ziem 2008). Dementsprechend sind Bildschema-Frames im Frame-Netzwerk auf dem höchsten Abstraktionsniveau angesiedelt und für Vererbungsstrukturen innerhalb des Netzwerks ausgesprochen relevant. Aus der hochschematischen Natur von Bildschemata ergibt sich auch der Umstand, dass Bildschema-Frames keine Nicht-Kern-FE, sondern ausschließlich Kern-FE enthalten, die zudem (aufgrund der nicht-sprachlichen Natur von Bildschemata) immer nicht-ausgedrückten Kern-FE entsprechen. Der Frame Prozess_Bildschema beispielsweise enthält die Kern-FE Anfangszustand, Endzustand und Ereignisse. In theoretischer Hinsicht sollten sämtliche (Typen von) Frames im Frame-Netzwerk auf den den anderen Bildschema-Frames noch einmal übergeordneten ‚Super‘-Bildschema-Frame Figur_Hintergrund_Bildschema zurückgeführt werden können bzw. dieser Frame als Ursprung für sämtliche Frame-Relationen fungieren, die ein bestimmter Frame aufweist.

D

Definite Nullinstantiierung (DNI)

Fehlendes Kern-Frame-Element (Kern-FE) bzw. Kern-Konstruktionselement (Kern-KE), das durch den Kontext mitverstanden werden kann.

Beispiel FrameNet:

Das Kern-FE Empfänger des Geben-Frames kann in dem Satz Sie spendete 20 Euro nullinstantiiert bleiben, da kontextuell erschließbar ist, dass die Handlung des Spendens einen Empfänger der Spende beinhaltet.

Beispiel Konstruktikon:

Bei der Äquativ:NP_wie_NP-Konstruktion tritt die Dimension des Vergleichs stets nullinstantiiert auf und ist kontextuell erschließbar: Der Bursche hat {Äquativ:NP_wie_NP[Verglicheneseinen Unterkiefer] [KE-lexWIE] [Bezugswertein Boxer]}.

E

Evokationstyp
Evozieren

Das Aufrufen eines Frames durch eine Lexikalische Einheit (LE) bzw. das Aufrufen einer Konstruktion durch ein Lexikalisch festes Konstruktionselement (KE-lex) (ggf. in Kombination mit weiteren Konstruktionselementen und strukturellen Eigenschaften der Konstruktion). Lexikalische Einheiten bzw. lexikalisch feste Konstruktionselemente sind in der Annotation in Fettdruck und in Versalien hervorgehoben.

Beispiel FrameNet:

Der Lärm_erzeugen-Frame wird u. a. durch die LE heulen evoziert: [GeräuschquelleDer Wind] [TargetHEULTE].

Beispiel Konstruktikon:

Die Einheit was für evoziert die Exklamativ:was_für_XP-Konstruktion: {Exklamativ:was_für_XP[KE-lexWAS FÜR] ein Debüt}!

Externes Konstruktionselement (externes KE)

Element, das nicht Bestandteil der von der Konstruktion determinierten sequentiellen Abfolge (Konstrukt) ist.

Beispiel:

Das KE Fokuskontext bei der Negation:NEG_X1_geschweige_denn_X2-Konstruktion ist extern: {Negation:NEG_X1_geschweige_denn_X2[FokuskontextDie meisten von ihnen haben zuvor noch nie einen Computer] [Erstes_Konjunktgesehen], [KE-lexGESCHWEIGE DENN] [Zweites_Konjunktbedient]}.

Extrathematische Nicht-Kern-FE

Nicht-Kern-FE, die einen vom Frame unabhängigen Aspekt einführen und so das Ereignis (Objekt, Sachverhalt etc.) vor dem Hintergrund eines anderen Sachverhalts situieren. Der zusätzlich eingeführte Aspekt kann vom selben Typ wie das vom Frame erfasste Ereignis (Objekt, Sachverhalt etc.) sein oder aber evoziert das extrathematische FE einen dem betreffenden Frame übergeordneten Frame, in den der betreffende Frame eingebettet ist.

Der Frame Aktiv_sein enthält die extrathematischen FE Ereignisbeschreibung, Erklärung, Frequenz, Iterationen, Spezifikation und Umstände.

F

FE-FE-Mapping

Die Frame-Elemente (FE) eines Frames, der in semantischer Relation zu einem anderen Frame seht, werden auf entsprechende Frame-Elemente dieses Frames gemappt, wenn die beidseitigen Elemente in ihrer Funktion und Bedeutung übereinstimmen.

Frame

Konzeptuelle Wissenseinheit (vgl. Ziem 2008), die von einer (oder mehreren) Lexikalischen Einheit(en) beim Sprachverstehen evoziert wird und die Bedeutung dieser lexikalischen Einheit(en) motiviert. In FrameNet-Repositorien (vgl. Fillmore & Petruck 2003) werden Frames als schematische Darstellungen von Situationen, Ereignissen und Entitäten verstanden, die sich durch verschiedene Teilnehmer*innen, Requisiten und andere konzeptionelle bzw. semantische Rollen ( Frame-Elemente (FE)) auszeichnen.

Frame-Element (FE)

Frame-spezifisch definierte semantische Rolle. Frame-Elemente bilden die Grundeinheiten eines Frames. Es wird unterschieden zwischen Kern-Frame-Element (Kern-FE) und Nicht-Kern-Frame-Element (Nicht-Kern-FE). In der Annotation von Sätzen werden Frame-Elemente farblich hervorgehoben.

Beispiel:

Der Handel_Warentransfer-Frame besteht aus den Kern-FE Käufer, Austauschende, Waren, Geld und Verkäufer sowie den Nicht-Kern-FE Erklärung, Art_und_Weise, Mittel, Ort, Zweck, Preis_pro_Einheit, Zeit und Einheit.

Frame-Elemente-Konfiguration (FEK)

Eine spezifische Gruppe von Frame-Elementen (FE), die in einem Satz gemeinsam realisiert sind.

Beispiel:

In dem Satz Jan bezahlt 50 Euro für das Geburtstagsgeschenk besteht die Frame-Elemente-Konfiguration aus den Kern-FE Käufer, Geld und Waren des Frames Handel_Geldtransfer.

Frame-Semantik

Beschreibungsansatz zur Erfassung lexikalischer Bedeutungen mittels Frames. Theoretische Grundlage von FrameNet.

Frameevozierendes Element (FEE)

Elemente, die Frames evozieren, können sowohl lexikalischer Natur (s. Lexikalische Einheit (LE)) als auch konstruktioneller Natur sein, da die Bedeutungsseite von grammatischen Konstruktionen (s. Konstruktion) durch Frames erfasst wird.

Framefamilie

Frames sind untereinander in Familien-Strukturen organisiert; sie bilden prototypisch strukturierte Framefamilien variierender Größe und Komplexität. Die Zugehörigkeit zu einer Familie wird durch die Relationen, die zwischen Frames bestehen, determiniert. Jeder Frame ist im "FrameNet des Deutschen'' hinsichtlich seiner Zugehörigkeit zu einer Framefamilie definiert. Bildet ein Frame die Wurzel einer Familie, ist auch dies ausgewiesen.

FrameMap (FrameNet 3D)

Die FrameMap umfasst eine 3D-Visualisierung aller Frames auf Grundlage des Framefamilien-Algorithmus. Der räumlichen Nähe im dreidimensionalen Raum entspricht dadurch semantische Nähe zwischen den abgebildeten Frames.

FrameNet

Strukturiertes Netzwerk von Frames einer Sprache, das (meist in digitaler Form eines Online-Lexikons) als Repositorium bzw. strukturiertes Nachschlagewerk aufbereitet ist. Das erste FrameNet (vgl. Fillmore et al. 2003) wurde von Charles J. Fillmore am International Computer Science Institute in Berkeley initiiert.

Funktionsverb

Semantisch leeres Verb, das gemeinsam mit einem Nomen bzw. einer Nominalphrase ein Funktionsverbgefüge bildet, z. B. stellen in einen Antrag stellen oder treffen in eine Entscheidung treffen.

Im FrameNet werden Funktionsverben in den Belegstellen (im Annotationsreport), wenn die Farben der FE aktiviert sind, kursiv gesetzt, und wenn die Farben deaktiviert bzw. die Klammerdarstellung aktiviert ist, durch Fnkt. kenntlich gemacht.

G

Grammatisch (Evokationstyp)

Evokationstyp, bei dem der Frame durch eine grammatische Konstruktion evoziert wird.

Der Frame Kategorisierung wird (u.a.) evoziert durch die Konstruktion XP_ist_mir_nichts.

Grammatische Funktion (GF)

Funktionale Eigenschaften einer Konstituente in Relation zu anderen Konstituenten eines Satzes und zum Target, z. B. Subjekt oder Objekt.

Graphematische Konstruktion

Konstruktionstyp, der Konstruktionen umfasst, die direkte Festlegungen exklusiv für die schriftliche Modalität machen. Dabei kann es sich sowohl um Konstruktionen handeln, die Schriftzeichen ohne echte gesprochensprachliche Äquivalente lizenzieren (z.B. Interpunktionszeichen), als auch um Konstruktionen, die schriftspezifische morphologische oder syntaktische Konstruktionen festlegen (z.B. nichtselbständige Sätze als Überschriften).

H

Historische Konstruktion

Konstruktionstyp, der Konstruktionen umfasst, die aus einer vergangenen Sprachstufe stammen (z.B. Mittelhochdeutsch oder Althochdeutsch).

I

Inchoativ (semantische Relation)

Frame-zu-Frame- Relation, die einen Frame, der eine veranlassende Handlung beschreibt, zu einem Frame, der das Ergebnis dieser Handlung beschreibt, in Beziehung setzt.

Beispiel:

Der Position_auf_einer_Skala_ändern-Frame steht in einer Inchoativ-Relation zum Position_auf_einer_Skala-Frame.

Indefinite Nullinstantiierung (INI)

Fehlendes Kern-Frame-Element (Kern-FE) oder Kern-Konstruktionselement (Kern-KE), das nicht im Kontext mitverstanden werden muss, sondern als existenziell gegeben angesehen wird, z. B. das Objekt bei intransitiv gebrauchten transitiven Verben (Ich esse) oder das Subjekt bei der Passivkonstruktion.

Beispiel FrameNet:

Das Kern-FE Nahrung des Frames Nahrungsaufnahme kann in dem Satz Ich esse nullinstantiiert sein, da das Objekt bei intransitiv gebrauchten transitiven Verben wie essen als existenziell gegeben angesehen wird.

Beispiel Konstruktikon:

Bei der Passiv-Konstruktion kann das Kern-KE Agens nullinstantiiert sein: Peter trinkt Wasser vs. Das Wasser wird getrunken.

Internes Konstruktionselement (internes KE)

Element, das Bestandteil der von der Konstruktion determinierten sequentiellen Abfolge der KE ist (Konstrukt).

Beispiel:

Das KE Stimulus bei der Exklamativ:allein_XP-Konstruktion ist ein internes KE: Allein [Stimulusdiese Sprache]!

K

KE-FE-Mapping

Die Konstruktionselemente (KE) einer Konstruktion, die einen Frame evoziert, werden auf entsprechende Frame-Elemente (FE) dieses Frames gemappt, wenn sie die Funktion und die Bedeutung (also die semantische Seite des Konstruktionselements) abdecken.

KE-KE-Mapping

Die Konstruktionselemente (KE) einer Konstruktion, die in semantischer Relation zu einer anderen Konstruktion seht, werden auf entsprechende Konstruktionselemente dieser Konstruktion gemappt, wenn die beidseitigen Elemente in ihrer Funktion und Bedeutung übereinstimmen.

Kern-Frame-Element (Kern-FE)

Frame-Element (FE), das wesentlich für die Bedeutung eines Frames ist und diesen von anderen Frames unterscheidet.

Beispiel:

Der Geben-Frame enthält die Kern-FE Geber, Empfänger und Objekt.

Kern-Konstruktionselement (Kern-KE)

Konstruktionselement (KE), das wesentlich für die Bedeutung einer Konstruktion ist und diese von anderen Konstruktionen unterscheidet.

Beispiel:

Die Äquativ:dasselbe_NP-Konstruktion enthält die Kern-KE Bezugswert, Dimension und Verglichenes.

Kern_unvererbbar

Kern-Frame-Element (Kern-FE) bzw. Kern-Konstruktionselement (Kern-KE), das im Falle einer Vererbung (Relation) nicht an einen untergeordneten Frame bzw. eine untergeordnete Konstruktion vererbt wird.

Konstruktikon

Strukturiertes Netzwerk von Konstruktionen einer Sprache, das (meist in digitaler Form eines Online-Lexikons) als Repositorium bzw. strukturiertes Nachschlagewerk aufbereitet ist. Bei Konstruktikon handelt es sich um eine morphologische Verschmelzung von Konstruktion und Lexikon, die mutmaßlich auf Dan Jurafsky (1992) zurückgeht.

Konstruktion

Konventionelles Form-Bedeutungs-Paar, das nicht vollständig kompositionell erschließbar oder durch eine hohe Auftretensfrequenz verfestigt ist (vgl. Goldberg 2006). Konstruktionen variieren hinsichtlich des Grades an Spezifizierung und Abstraktheit.

Konstruktionelle Nullinstantiierung (KNI)

Fehlendes Kern-Frame-Element (Kern-FE) bzw. Kern-Konstruktionselement (Kern-KE), das aufgrund einer interagierenden grammatischen Konstruktion weggelassen werden kann.

Beispiele:

Das Kern-FE Nahrung des Nahrungsaufnahme-Frames kann in dem Satz Iss! nullinstantiiert bleiben, da es sich hier um eine Imperativkonstruktion handelt.

Das Kern-FE Geber im Geben-Frame kann in dem Satz Es wird gegeben nullinstantiiert bleiben, da es sich hier um eine Passivkonstruktion handelt.

Konstruktionselement (KE)

Elemente, die die Bedeutung der Konstruktion konstituieren und sich zum einen in interne Konstruktionselemente (interne KE) und externe Konstruktionselemente (externe KE) und zum anderen in Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) und Nicht-Kern-Konstruktionselemente (Nicht-Kern-KE) unterteilen lassen.

Konstruktionsevozierende Struktur (KES)

Die konstruktionsevozierende Struktur ist die Summe und mögliche Kombination der Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) (einschließlich KE-lex).

Konstruktionsfamilie

Konstruktionen sind untereinander in Familien-Strukturen organisiert; sie bilden prototypisch strukturierte Konstruktionsfamilien variierender Größe und Komplexität. Die Zugehörigkeit zu einer Familie wird durch die semantisch-funktionale Gleichgerichtetheit der Konstruktionen sowie der Relationen, die zwischen Konstruktionen bestehen, festgelegt. Konstruktionsfamilien machen Strukturzusammenhänge zwischen semantischen und grammatischen Eigenschaften von Konstruktionen sichtbar.

Konstruktionsfamiliengraph

Dieser Grapher befindet sich im Konstruktionsfamilien-Index und wird dargestellt, wenn eine Konstruktionsfamilie aufgerufen wird. Der Konstruktionsfamiliengraph visualisiert die Familienstruktur im Konstruktikon des Deutschen ausgehend von einer ausgewählten Konstruktionsfamilie. Eine ausführliche Anleitung zur Nutzung ist im Handbuch zu finden.

Konstruktionsgraph

Grapher, der alle Konstruktionen im Konstruktikon des Deutschen und ihre Relationen zueinander visualisiert.

Konstruktionsname

Bezeichnung, unter der eine Konstruktion im Konstruktikon aufgeführt ist; die Bezeichnungsweise erfolgt für alle Konstruktionen einheitlich nach dem Schema [Konstruktionsbedeutung:Konstruktionsform]. (Siehe auch Konstruktionsname:FUNKTION_:_FORM)

Beispiel:

Der Name der Konstruktion Personenreferenz_expressiv:Vorname_Zitat_Nachname ist zusammengesetzt aus der Konstruktionsbedeutung Personenreferenz_expressiv (linksseitig) und der Konstruktionsform Vorname_Zitat_Nachname (rechtsseitig), getrennt durch einen Doppelpunkt (mittig).

Konstruktionstyp

Im Konstruktionsindex filterbare Typisierungskategorie, mit der jede Konstruktion im Konstruktikon ausgezeichnet ist; angelehnt an in der Konstruktionsgrammatik gängige Typisierungsmerkmale von Konstruktionen werden folgende Konstruktionstypen samt Subtypen unterschieden (Mehrfach-Zuordnungen möglich):

(1) Graphematische Konstruktion, (2) Morphologische Konstruktion (a. Morphologische Konstruktion: Wortform, b. Morphologische Konstruktion: Wortbildung), (3) Syntaktische Konstruktion (a. Syntaktische Konstruktion: Argumentstruktur, b. Syntaktische Konstruktion: Phraseoschablone/Phrasem-Konstruktion), (4) Satzmoduskonstruktion, (5) Historische Konstruktion, (6) Synchron eingeschränkt.

Konzeptuelle Metapher

Ein (sprachliches bzw. kognitives) Konzept, das sich durch die Verbindung einer Quelldomäne mit einer Zieldomäne auszeichnet, z. B. ZEIT ALS RAUM in einem Ausdruck wie Wir müssen das Treffen nach hinten verschieben. Im Sinne der Konzeptuellen Metapherntheorie, wie sie unter anderem von George Lakoff und Mark Johnson etabliert wurde, gehen wir davon aus, dass es sich bei Metaphern nicht (nur) um rhetorische Figuren, sondern um kognitive Konzepte handelt, die in metaphorischen Ausdrücken sprachlich instantiiert werden. Sie lassen sich folgerichtig als Frames beschreiben. Ein Konzeptuelle-Metaphern-Frame (kurz KMF) besteht aus einem Quell-Frame und einem Ziel-Frame, wobei zwischen den einzelnen Frame-Elementen Mapping-Beziehungen angenommen werden. Einige im CoMetNet dokumentierte konzeptuelle Metaphern sind genauer als konzeptuelle Metonymien zu verstehen und werden dementsprechend markiert. Beispielsweise wird in dem Satz Die Kirche selbst sieht das bisher gelassen, in dem die Institution Kirche für bestimmte öffentliche Repräsentanten der Institution steht (Ganzes-Teil-Beziehung), der KMF Institutionen_als_Menschen evoziert.

Korrelierendes Element (KorE)

Element, das die Konstruktion (semantisch, pragmatisch, diskursfunktional o. ä.) verstärkt und konstruktionsspezifisch definiert.

Beispiel:

Exklamativ-Konstruktion: [KorEWau], das ist aber ein schönes Geschenk! - Hier dient die Interjektion Wau dazu, die Funktion der Exklamation, eine Überraschung auszudrücken, zu verstärken.

Kurzname

Kurztitel des Konstruktionsnamen zur besseren Darstellbarkeit in bestimmten Visualisierungsprogrammen (z.B. Konstruktionsfamiliengraph, SimilarCxns); dieser entspricht entweder dem Konstruktionsnamen oder enthält Abkürzungen oder Weglassungen auf der Funktionsseite. Die Formseite kann ebenfalls zugunsten eines kürzeren Namens durch Über- oder Untergeneralisierung vereinfacht werden. Der Kurzname wird im Konstruktionseintrag angegeben, wenn er vom Konstruktionsnamen abweicht. Identische Kurznamen werden zur eindeutigen Unterscheidbarkeit nummeriert.

Beispiel:

So lautet der Kurztitel der Konstruktion Superlativ_lexikalisch:König(in)_unter_den_NP entsprechend Superlativ:König(in)_unter_den_NP, der Kurzname der Konstruktion Kategorisierung:der_Mensch_lebt_nicht_von_NP_allein lautet Kat.:der_Mensch_lebt_n._von_X_allein und die Konstruktion Entsprechung_Abkürzungserläuterung:Klammern hat den Kurznamen Entsprechung:(X)-3.

L

Lemma

Eine Einheit aus einem oder mehreren Lexemen, die eine oder mehrere Bedeutungen (Lesarten) hat, wovon jede eine Lexikalische Einheit (LE) bildet.

Lexem

Wort einer bestimmten Wortart, das durch eine oder mehrere Wortformen realisiert werden kann. So gehören die Wortformen Baum, Bäume und Bäumen zum Lexem Baum.

LexGramContinuMap

Tool zur Anordnung von Konstruktionen und LE im Lexikon-Grammatik-Kontinuum in einem Blasendiagramm. Verschiedene Parameter können dabei ein-, ausgeschlossen oder miteinander kombiniert werden.

Lexikalisch festes Konstruktionselement (KE-lex)

Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) mit einer oder mehreren festen lexikalischen Instanzen, das immer in Kombination mit bestimmten Konstruktionselementen (KE) sowie mit strukturellen Eigenschaften der Konstruktion eine Konstruktion evoziert, wobei die als KE-lex fungierende lexikalische Einheit syntaktisch als Hauptmerkmal der Konstruktion gilt. KE-lex können nicht nullinstantiiert sein.

Beispiel:

Die Einheit was für in der Exklamativ:was_für_XP-Konstruktion: {Exklamativ:was_für_XP[KE-lexWAS FÜR] ein Debüt}!

Das KE-lex entspricht in weiten Teilen dem KEE im Berkeley Constructicon.

Lexikalische Einheit (LE)

Paarung aus einem Lemma (Wort oder Mehrworteinheit) und einer Bedeutung ( Frame). Eine LE ist der Zielausdruck ( Target), der innerhalb eines Satzes einen Frame evoziert. Wird auch als Frameevozierendes Element (FEE) bezeichnet. Im Fall eines polysemen Wortes handelt es sich um so viele LE, wie dieses Wort Bedeutungen hat.

Beispiel:

Das Wort gehen ist polysem, insofern als es mindestens 'fortbewegen' (Ich gehe zur nächsten Bushaltestelle) und 'geschehen' (Alles geht schief) bedeuten kann. Daher sind mit dem Wort gehen (mindestens) zwei LE verbunden, die unterschiedliche Frames (Übergang_zu_einer_Qualität und Bewegung) evozieren.

Lexikalischer Eintrag

Informationen über die syntaktischen Realisierungen der Frame-Elemente (FE) und der Valenzmuster einer Lexikalischen Einheit (LE).

Beispiel:

Der lexikalische Eintrag zur LE geben (als Teil des Geben-Frames) umfasst u. a. Informationen zur möglichen syntaktischen Realisierung des FE Geber als Nominalphrase (NP) sowie zu möglichen Valenzmustern (Konfigurationen von FE), so etwa Geber + Empfänger + Objekt. Folgendes Beispiel veranschaulicht diese Instantiierungen: Ich gebe dir einen Apfel.

Lexikon-Grammatik-Kontinuum

Von der Annahme ausgehend, dass sowohl Wörter als auch komplexe syntaktische Strukturen konventionalisierte Form-Bedeutungspaare ( Konstruktion) bilden, die sich lediglich hinsichtlich ihres Grads an interner Komplexität und Abstraktheit voneinander unterscheiden, werden Lexikon und Grammatik nicht als zwei separate Module, sondern als Extrempunkte eines Kontinuums angesehen, zwischen denen der Übergang fließend ist (vgl. Croft & Cruse 2004: 255).

Lizenzierter Bereich

Der lizenzierte Bereich markiert bei der Realisierung einer Konstruktion die feste Abfolge obligatorischer Konstruktionselemente ( interne Kern-Konstruktionselemente inklusive KE-lex). Die Annotation den lizenzierten Bereichs wird mit geschweiften Klammern sichtbar gemacht. Nicht jede Konstruktion verfügt über einen lizenzierten Bereich; je schematischer eine Konstruktion ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Realisierungsreihenfolge ihrer Elemente variabel ist.

Beispiel:

Die Annotation des lizenzierten Bereichs bei einer Realisierung der Konstruktion Äquativ:ADJ_wie_NP:

[...] ihre Unterarme sind {tätowiert wie die eines Matrosen}. (Die Zeit, 08.01.2018, Nr. 02)

M

Mapping

Semantische Bezugnahme zwischen den Elementen von Konstruktionen und/oder Frames, die selbst in Relation zueinander stehen. Nehmen die Frame-Elemente (FE) zweier relatierter Frames aufeinander Bezug, sprechen wir von FE-FE-Mapping. Nehmen die Konstruktionselemente (KE) zweier relatierter Konstruktionen aufeinander Bezug, sprechen wir von KE-KE-Mapping. Evoziert eine Konstruktion einen Frame, weil dieser ihre Bedeutungsseite vollständig oder teilweise abbildet, so werden hier die Konstruktionselemente auf entsprechende Frame-Elemente des evozierten Frames gemappt, wenn die FE die Funktion und die Bedeutung des KE abdecken. Hierbei handelt es sich um sogenanntes KE-FE-Mapping.

Mehrwortausdruck (MWA)

Lexikalische Einheit, die aus mehr als einem Wort besteht.

Beispiel:

Der MWA einen Blick erhaschen evoziert den Punktuelle_Wahrnehmung-Frame.

MetaNet

Projekt unter der Mitwirkung von George Lakoff, das für das Amerikanische Englisch und erstmalig den Versuch unternahm, konzeptuelle Metaphern in einem Repositorium systematisch zu erfassen und miteinander in Beziehung zu setzen. U. a. am International Computer Science Institute in Berkeley (Kalifornien, USA) angesiedelt, bestand gleichwohl lediglich eine lose Verbindung zum Berkeley FrameNet. Die im MetaNet dokumentierten Metaphern dienen uns als Ausgangspunkt für das CoMetNet. Weitere Infos zum MetaNet gibt es hier.

Morphologische Konstruktion

Konstruktionstyp, der sich auf Wortebene konstituiert (im Gegensatz z.B. zu Syntaktischen Konstruktionen auf Mehrwortebene oder graphematischen Konstruktionen auf Graphemebene). Unterschieden wird hier zwischen den zwei Subtypen Wortform-Konstruktionen und Wortbildungs-Konstruktionen.

N

Nachfolgend und Vorangehend (semant. Relationen)

Frame-zu-Frame- Relationen zwischen Teil-Frames, die einem komplexen Frame als Subframe untergeordnet sind.

Beispiel:

Der Vor_dem_Transfer-Frame steht in einer Vorangehend-Relation zum Transfer-Frame, während der Nach_dem_Transfer-Frame in einer Nachfolgend-Relation zum Transfer-Frame steht.

Nicht-Kern-Frame-Element (Nicht-Kern-FE)

Frame-Element (FE), das nicht wesentlich für die Bedeutung eines Frames ist und in Frames unterschiedlichster Art gleichermaßen vorhanden sein kann. Unterschieden wird zwischen extrathematischen Nicht-Kern-FE und peripheren Nicht-Kern-FE. (Beispiele siehe dort)

Nicht-Kern-Konstruktionselement (Nicht-Kern-KE)

Konstruktionselement (KE), das eine zusätzliche Funktion / einen zusätzlichen Bedeutungsaspekt zur Konstruktion beisteuert. Nicht-Kern-KE sind nicht bedeutungskonstituierend.

Beispiel:

Die Äquativ:dasselbe_NP-Konstruktion verfügt über das Nicht-Kern-KE Annäherung.

Nicht-primärer Frame

Frame, der von einer Konstruktion evoziert wird und nicht ihre gesamte Grundbedeutung, sondern nur gewisse Bedeutungsaspekte abdeckt (d.h. nicht alle Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) können auf entsprechende Frame-Elemente (FE) gemappt werden).

Beispiel:

Die Komparativ:X-fach_ADJ_als_NP-Konstruktion evoziert den Menge-Frame nicht-primär.

Nicht-sprachlicher Frame

Ein Frame der "nicht-sprachlich" evoziert wird. Nicht-sprachliche Frames sind in der Regel eher abstrakt und definieren Konzepte, die sprachlich nicht realisiert werden, weil es für sie in der Zielsprache beispielsweise keine lexikalische Form gibt. Oftmals weisen sie Relationen zu weniger abstrakten, lexikalisch evozierten Frames auf. Darüber hinaus können sie auch von grammatischen Formen evoziert werden. Die Kategorie "Nicht-sprachlicher Frame" ähnelt der Frame-Klassifizierung des Berkeley FrameNet nach Semantischen Typen und entspricht hier dem Typ "Non-Lexical Frame".

Nullinstantiierung (NI)

P

Parser (Parsing pipeline)

Software, die gegebene Sätze automatisch nach syntaktischen Kategorien (z. B. Grammatische Funktion, Phrasentyp oder Part of speech) annotiert.

Part of speech (POS)

Wortart, z. B. Nomen, Verb, Adjektiv, Präposition oder Artikel, deren Mitglieder ähnliche (grammatische) Eigenschaften haben.

Partikelverb

Verb, das aus einer Basis und einer abtrennbaren Partikel besteht, z. B. aufbauen, herumstehen, umschauen.

Periphere Nicht-Kern-FE

Nicht-Kern-FE, die das vom Frame erfasste Ereignis (Objekt, Sachverhalt etc.) näher beschreiben, dabei aber (im Gegensatz zu extrathematischen Nicht-Kern-FE) keinen vom Frame unabhängigen Aspekt einführen.

Der Frame Aktiv_sein enthält die peripheren FE Art_und_Weise, Dauer, Grad, Ort, Zeit und Zweck.

Perspektive (semantische Relation)

Frame-zu-Frame- Relation, die eine spezifische Perspektive eines untergeordneten Frames auf einen übergeordneten Frame anzeigt.

Beispiel:

Der Frame Handel_kaufen legt eine Perspektive auf den Frame Handel_Warentransfer.

Phrasem-Konstruktion

Konstruktionstyp (auch unter dem Terminus Phraseoschablone bekannt), der sich über ein verfestigtes, lexikalisch teilweise gefülltes und teilweise offenes syntaktisches Schema auszeichnet, mit einer ihm zugeordneten, nicht völlig kompositionellen Strukturbedeutung, das innerhalb bestimmter Grenzen ( Slot-Restriktionen) produktiv angereichert werden kann. Als Konstruktionstyp mittleren Schematizitätsgrads bilden Phrasem-Konstruktionen ein Phänomen der Lexikon-Grammatik-Schnittstelle und werden hier als spezieller Subtyp von syntaktischer Konstruktion erfasst.

Beispiel Konstruktikon:

Kategorisierung_Kontinuität:Einmal_X1_immer_X1-Konstruktion: {Kategorisierung_Kontinuität:Einmal_X1_immer_X1[KE-lexEINMAL] [Merkmal_konstantFeministin], [KE-lexIMMER] [Merkmal_konstantFeministin]}. Das legt man nicht ab.

Phrasentyp (PT)

Art der Phrase, als die eine Konstituente realisiert wird, z. B. Nominalphrase (NP) oder Präpositionalphrase (PP).

Phraseoschablone

Konstruktionstyp (auch unter dem Terminus Phrasem-Konstruktion bekannt), der sich über ein verfestigtes, lexikalisch teilweise gefülltes und teilweise offenes syntaktisches Schema auszeichnet, mit einer ihm zugeordneten, nicht völlig kompositionellen Strukturbedeutung, das innerhalb bestimmter Grenzen ( Slot-Restriktionen) produktiv angereichert werden kann. Als Konstruktionstyp mittleren Schematizitätsgrads bilden Phraseoschablonen ein Phänomen der Lexikon/Grammatik-Schnittstelle und werden hier als spezieller Subtyp von syntaktischer Konstruktion erfasst.

Beispiel Konstruktikon:

Kategorisierung_Kontinuität:Einmal_X1_immer_X1-Konstruktion: {Kategorisierung_Kontinuität:Einmal_X1_immer_X1[KE-lexEINMAL] [Merkmal_konstantFeministin], [KE-lexIMMER] [Merkmal_konstantFeministin]}. Das legt man nicht ab.

Primärer Frame

Frame, der von einer Konstruktion evoziert wird und ihre Grundbedeutung vollständig abdeckt (d.h. alle Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) können auf entsprechende Frame-Elemente (FE) gemappt werden).

Beispiel:

Die Äquativ:so_ADJ_wie_XP-Konstruktion evoziert den Vergleich-Frame primär.

Q

Quell-Frame

Frame, der die Quelldomäne einer Konzeptuellen Metapher strukturiert, also als experientielle Basis für das Begreifen bzw. die Konzeptualisierung der Zieldomäne (vgl. Ziel-Frame) fungiert.

Der konzeptuell metaphorische Frame Allianzen_als_Freundschaften nutzt den Frame Persönliche_Beziehung als Quell-Frame, um die Zieldomäne 'Politische Bündnisse' begreifbar zu machen bzw. zu konzeptualisieren.

R

Relatierte Konstruktion

Konstruktion, die mit einer anderen Konstruktion in einer Relation (z.B. Vererbung oder Siehe auch) steht. Konstruktionen, die über mindestens zwei Kanten hinweg den gleichen Relationstyp zu mindestens zwei anderen Konstruktionen aufweisen, gehören einer gemeinsamen Konstruktionsfamilie an.

Relatierter Frame

Frame, der mit einem anderen Frame in einer Relation (z.B. Vererbung oder Siehe auch) steht. Frames, die über mindestens zwei Kanten hinweg den gleichen Relationstyp zu mindestens zwei anderen Frames aufweisen, gehören einer gemeinsamen Framefamilie an.

Relation

Beziehung, die zwischen zwei Konstruktionen oder zwei Frames herrscht.

Beispiel Konstruktikon

Die Konstruktionen Äquativ:ADJ_wie_NP und Äquativ:gleich_ADJ sind über die Schwester_von-Relation miteinander verbunden.

Restriktionen

Spezifische Beschränkungen, denen sowohl die Füllung etwaiger Leerstellen von Konstruktionen (z.B. hinsichtlich Wortarten, semantischer Felder etc.) als auch ihre Verwendung (etwa hinsichtlich Register, Textsortenspezifik, Illokution der Äußerungseinheit etc.) unterworfen sind.

S

Sandkühler-Skala

Instrument zur Optimierung der Darstellung sprachlicher Ausdrücke in komplexen konstruktikographischen Visualisierungen, bei der eine längenbasierte Ratioskala mit einer Ordinalskala fusioniert wird. Im Konstruktikon findet die Sandkühler-Skala bei der Vergabe von Kurznamen Anwendung, wobei sie nicht-deterministisch implementiert wird, d.h. auch Ausdrücke mit schlechten Sandkühler-Werten können vergeben werden, wenn andere Kriterien (wie Nicht-Synonymie und Erfassbarkeit) gegen den besser bewerteten Alternativausdruck sprechen.

Sandkühlersche Gesetze

Systemisch-informationstechnologisch begründete Beschränkungen mit Auswirkungen auf Zeichenaufbau und -kombinatorik für solche linguistischen Ausdrücke, die in Indizes und Visualisierungen Verwendung finden. Während das Erste Sandkühlersche Gesetz (SG1) grundsätzlich bestimmte Zeichen verbietet, die in regulären Graphematischen Konstruktionen zulässig sind, verbietet das Zweite Sandkühlersche Gesetz (SG2) entsprechende Zeichen initial. Dabei besteht zwischen beiden Gesetzen anscheinend ein Implikationsverhältnis i.d.S., dass ein Zeichen Z von SG2 verboten, von SG1 aber zugelassen werden kann, nicht jedoch umgekehrt.

Im Deutschen Konstruktikon manifestieren sich die Sandkühlerschen Gesetze beobachtbar bei der Vergabe von Konstruktionsnamen und Kurznamen. Sie sind bislang noch unzureichend empirisch erforscht, was u.a. daran liegt, dass sie einerseits nicht auf alle von ihnen betroffenen Objekte gleich stark einwirken (z.B. sind in Kurznamen manche Zeichenfolgen zulässig, die es in Konstruktionsnamen nicht sind), zum anderen daran, dass ihre Auswirkungen zeitabhängig unterschiedlich ausfallen können. Ein geschlossenes Inventar zulässiger Zeichen existiert dementsprechend nicht (und kann nach derzeitigem Forschungsstand möglicherweise auch nicht existieren).

Satzmodus

Beschreibungskategorie, nach der sich Sätze hinsichtlich ihres sprechakttheoretischen Potenzials beschreiben und klassifizieren lassen, wobei zwischen der illokutiven Funktion eines Satzes und seiner (oberflächlichen) grammatischen Form unterschieden werden muss. So ist ein Satz wie Bist du denn total dämlich? zwar formal ein Fragesatz, erfüllt aber die pragmatische Funktion eines Ausrufs. Nach traditioneller Grammatik werden unterschieden: Deklarativ-, Interrogativ-, Imperativ-, Optativ- und Exklamativsätze. Entsprechende Konstruktionen, die Satzmodi hervorbringen ('Satzmodus-Konstruktionen'), werden hier als eigener Konstruktionstyp erfasst.

Beispiel Konstruktikon:

Exklamativ:Aber_was_für_NP-Konstruktion: Er hat nur [Stimulusvier Songs] veröffentlicht, {Exklamativ:Aber_was_für_NP[KE-lexABER WAS FÜR] [Stimulus_hervorgehobenwelche]}!

Schwester_von (Relation)

Formale und/oder semantische Konstruktion-zu-Konstruktion- Relation, die anzeigt, dass zwei Konstruktionen auf einer Hierarchieebene angesiedelt sind. Sowohl formseitig als auch semantisch verbundene Konstruktionsschwestern haben eine gemeinsame Mutter-Konstruktion, d.h. sie sind mit der gleichen Konstruktion über die Relation der Vererbung verbunden.

Semantischer Typ

Semantische Eigenschaften von Frames, FE und LE, die nicht über andere Beschreibungskategorien abgedeckt werden können. Dazu gehört z. B. die Information, ob ein Frame lexikalisch ist (von LE evoziert werden kann) oder nicht, oder die Beschreibung von Beschränkungen eines FE, etwa wenn ein FE wie Agens nur zur Referenz auf belebte Entitäten verwendet werden kann.

Siehe auch (semantische Relation)

Frame-zu-Frame- Relation zwischen einer Gruppe von ähnlichen Frames, die auf Unterschiede zwischen diesen Frames hinweisen soll.

Beispiel:

Die Suchen- und Überprüfung-Frames stehen in einer Siehe auch-Relation. In beiden Frames gibt es ein FE Kognizierender, welches eine Entität ausdrückt, die eine Such- bzw. Sichtungshandlung vollzieht, im Falle des Überprüfung-Frames liegt der Fokus allerdings explizit auf dem überprüften Bereich, welcher durch das FE Hintergrund ausgedrückt wird.

SimilarCxns

Das Tool SimilarCxns berechnet die semantische Ähnlichkeit zwischen zwei Konstruktionen auf Grundlage der Primären Frames und Nicht-primären Frames, die diese evozieren und bezieht dabei auch Relatierte Frames und KE-FE-Mapping mit ein.

Subframe (semantische Relation)

Frame-zu-Frame- Relation, die einen komplexen (übergeordneten) Frame in einzelne (untergeordnete) Teil-Frames auflöst.

Beispiel:

Der komplexe Verbrechen_Szenario-Frame hat drei Subframes: Verbrechen_begehen, Strafrechtliche_Ermittlung und Strafverfahren.

Synchron eingeschränkt

Konstruktionstyp, der Konstruktionen umfasst, deren Anwendungsbereich auf synchroner Ebene variiert und die deshalb vom Standarddeutschen abweichen. Auch historische Konstruktionen variieren häufig zusätzlich auf synchroner Ebene.

Die Konstruktion Diminutiv_süddeutsch:N-erl wird zum Beispiel vor allem im süddeutschen Sprachraum verwendet.

Syntaktische Konstruktion

Konstruktionstyp, der sich auf Mehrwortebene konstituiert (im Gegensatz z.B. zu morphologischen Konstruktionen auf Wortebene oder graphematischen Konstruktionen auf Graphemebene). Als spezielle Subtypen syntaktischer Konstruktionen werden hier explizit Argumentstrukturen und Phraseoschablonen bzw. Phrasem-Konstruktionen ausgewiesen.

Beispiel Konstruktikon:

Adversativ_Kontrast:einerseits_X_andererseits_Y-Konstruktion: {Adversativ_Kontrast:einerseits_X_andererseits_Y[KE-lexEINERSEITS] [Erstes_Konjunktfühlte er sich von ihnen angezogen], [KE-lexAND(E)RERSEITS] [Zweites_Konjunktfloh er vor ihnen]}.

Szenario-Frame

Ein in der Regel abstrakter, oftmals nicht perspektivierter, also perspektivisch neutraler Frame, der in Relation zu spezifischeren, oftmals perspektivierten Frames steht. Hierbei sind vorwiegend die Relationstypen Perspektive und Subframe vorzufinden. Bei Szenario-Frames handelt es sich darüber hinaus mehrheitlich, aber nicht zwangsläufig, um Nicht-sprachliche Frames.

Beispiel:

Der abstrakte, perspektivisch neutrale Frame Beschäftigung_Szenario wird in den Frames Arbeitnehmer_Szenario und Arbeitgeber_Szenario perspektiviert und hat drei Subframes: Beschäftigungsbeginn, Beschäftigung_fortsetzen und Beschäftigungsende.

Szene

Der Begriff der Szene kann für die Frame-Semantik, wie sie im FrameNet-Konstruktikon des Deutschen sowie im Berkeley FrameNet verfolgt wird, als historisch betrachtet werden. Er wurde vor allem durch Fillmore's Aufsatz Scenes-and-Frames Semantics (1977) geprägt und wird von Petruck (1996) treffend wie folgt eingeordnet: "In the early papers on Frame Semantics, a distinction is drawn between scene and frame, the former being a cognitive, conceptual, or experiential entity and the latter being a linguistic one (e.g. Fillmore, 1975). In later works, scene ceases to be used and a frame is a cognitive structuring device, parts of which are indexed by words associated with it and used in the service of understanding (e.g. Fillmore, 1985a)."

T

Target

Lemma, das das Zielobjekt der Untersuchung, d. h. der semantischen Annotationen ist; vgl. Lexikalische Einheit (LE).

U

Ursächlich (semantische Relation)

Frame-zu-Frame- Relation, die einen Frame, der die Ursache einer Handlung beschreibt, zu einem Frame, der die Handlung selbst beschreibt, in Beziehung setzt.

Beispiel:

Der Positionsänderung_auf_einer_Skala_verursachen-Frame steht in einer Ursächlich-Relation zum Position_auf_einer_Skala_ändern-Frame.

V

Valenz

Eigenschaft eines Lexems, Konstituenten in einem Satz (syntaktisch und/oder semantisch) an sich zu binden, wobei die Kombinationsmöglichkeit dieser Konstituenten jeweils von der realisierten semantischen Rolle, grammatischen Funktion und des Phrasentyps abhängt. Die Konstituenten werden als Frame-Elemente (FE) oder Konstruktionselemente (KE) beschrieben.

Beispiel:

Das Verb schenken (Jan schenkt Lisa eine Katze) ist dreiwertig, weil es drei Konstituenten an sich bindet: Jemanden, der etwas schenkt (Jan), ein Geschenk (eine Katze) und jemanden, der das Geschenkt erhält (Lisa).

Valenzmuster

Kombination von Frame-Elementen (FE), die in einem Satz gemeinsam realisiert werden können.

Beispiel:

Ein mögliches Valenzmuster der LE geben im Geben-Frame weist die folgende FE-Kombination auf: Geber + Empfänger + Objekt. Eine mögliche sprachliche Realisierung dieses Musters liegt in dem folgenden Satz vor: Ich gebe dir einen Apfel.

Vererbung (Relation)

Relation, durch die Informationen eines übergeordneten Frames (bzw. einer übergeordneten Konstruktion) an einen untergeordneten Frame (bzw. eine untergeordnete Konstruktion) übertragen werden. Der untergeordnete Frame (bzw. die untergeordnete Konstruktion) stellt eine spezifischere Elaboration des übergeordneten Frames (bzw. der übergeordneten Konstruktion) dar.

Häufig vererbt die übergeordnete Instanz ihre vererbbaren Kern-Elemente an die untergeordnete Instanz.

Beispiel FrameNet:

Der Kommunikation-Frame vererbt u. a. Informationen an die Kommunikation_Methode- und Geste-Frames.

Beispiel Konstruktikon:

Die Negation:NEG_X-Konstruktion vererbt u. a. Informationen an die Negation:weder_XP_noch_XP- und Negation:NEG_X_geschweige_denn_Y-Konstruktionen.

Verstehensrelevante Frames

Frame, der nicht von der betroffenen Konstruktion evoziert wird, aber trotzdem relevant für das Verständnis der Grundbedeutung der Konstruktion ist. Die Elemente eines verstehensrelevanten Frames sind nicht mappbar mit den Kern-Konstruktionselementen (Kern-KE) der Konstruktion.

Verwendet (semantische Relation)

Frame-zu-Frame- Relation, die auf die Ähnlichkeit der Struktur eines untergeordneten Frames zu einem übergeordneten Frame hinweist; die Verwendet-Relation ähnelt der Vererbungsrelation, aber sie ist weniger strikt definiert.

Beispiel:

Der Kommunikation_Mittel-Frame verwendet den Kommunikation-Frame.

W

Wortbildung

Sprachliche Verfahren, mit denen neue Wörter ( Lexeme) auf der Basis schon vorhandener sprachlicher Mittel erzeugt werden (z.B. Derivation und Komposition). Entsprechende Konstruktionen, die zur Wortbildung herangezogen werden ('Wortbildungs-Konstruktionen'), werden hier als spezifischer Subtyp von Morphologischer Konstruktion erfasst.

Beispiel Konstruktikon:

Skandalbezeichnung_Konfixkompositum:X-gate-Konstruktion: {Skandalbezeichnung_Konfixkompositum:X-gate[Skandalspezifizierende_KonstituentePulli][-GateKE-lex}: Darf ein Kanzler leger reisen?

Wortform

Flektierte, d. h. nach Kategorien wie Kasus, Numerus, Genus (bei Nomen) oder Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus Verbi (bei Verben) gebildete Variante eines Lexems. So gehören die Wortformen Baum, Bäume und Bäumen zu dem Lexem Baum, genauso wie geht, ging und gegangen zum Lexem gehen gehört. Entsprechende Konstruktionen, die zur Bildung von Wortformen herangezogen werden ('Wortform-Konstruktionen'), werden hier als spezifischer Subtyp von Morphologischer Konstruktion erfasst.

Beispiel Konstruktikon:

Partizip_Perfekt:ge-V-t-Konstruktion: Sie haben {Partizip_Perfekt:ge-V-t[KE-lexge] [Partizipialstammlacht], [KE-lext]}.

Z

Ziel-Frame

Frame, der die Zieldomäne einer Konzeptuellen Metapher strukturiert, d.h. den abstrakten Bereich, für dessen Verstehen bzw. Konzeptualisierung Erfahrungswerte aus einer (im Verhältnis zur Zieldomäne meist) konkrete(re)n Quelldomäne (vgl. Quell-Frame) herangezogen werden.

Der konzeptuell-metaphorische Frame Ideen_als_Biologische_Entitäten nutzt den Frame Gewahrsein als Ziel-Frame.

Ä

Ähnlichkeit

Eine (hohe) Ähnlichkeit zwischen Konstruktionen ist ein Indiz für Gemeinsamkeiten und Überschneidungen hinsichtlich Form und Bedeutung/Funktion. Das Tool SimilarCxns berechnet die semantische Ähnlichkeit zwischen zwei Konstruktionen auf Grundlage der Frames, die diese evozieren und bezieht dabei auch relatierte Frames und KE-FE-Mapping mit ein.