Konstruktion: Relation:(V_PP)V

Die Schlangen liegen in einem Karton auf dem Schoß der Beifahrerin. Jana S. , 20 , eine blasse Frau mit dünnem Haar ,
KE:Verbfürchtet
sich
KE:Präpositionalobjektvor den Tieren
. Als sie kurz nicht aufpasst, kriecht eine Python ins Handschuhfach.

0E33CE...F765C3
Die Zeit, 02.12.2017, Nr. 49

Kurzname der Konstruktion:

Relation:(V_PP)V

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Relation

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

V (X) PP

Die Konstruktion Relation:(V_PP)V ist Teil der Familie Relation und legt fest, dass Argumente von KE:VerbVerben präpositional angeschlossen – d.h. als KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekte realisiert – werden können. Kategorial entspricht die Konstruktion einer Verbalphrase oder einem Verb mit noch weiteren offenen Valenzforderungen: So ist über das KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt hinaus noch ein weiteres internes Argument (im Akkusativ) möglich.

Westliche Gesellschaften haben zwar ein Bewusstsein vom Überleben, aber nicht mehr vom Leben. Ihre Sozialstaatsbürokratie nimmt den Bürgern das Schicksal aus der Hand und
KE:Verbbetrügt
sie
KE:Präpositionalobjektum die Intensität des Daseins
. Erst eine existenzielle Politik wird ihnen das Gefühl für Tragik und Tiefe zurückgeben.

8F19CB...5CD95F
Die Zeit, 17.05.2017, Nr. 03

Ob ein externes Argument realisiert wird, hängt wesentlich von der Verbform ab, wie unter Beispiel (1-4) illustriert; dies ist aber gleichfalls nicht als Eigenschaft der Relation:(V_PP)V-Konstruktion zu sehen.

(1) Seine Fans fragten nach Egon.

(2) Nach Egon wurde manchmal (von seinen Fans) gefragt.

(3) Nach Egon zu fragen, war keine gute Idee.

(4) Frag nicht nach Egon!

Die Konstruktion unterscheidet sich in zweierlei Hinsicht von Konstruktionen, in welchen eine Präpositionalphrase nicht wie hier als KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt, sondern als Ereignisumstand (Adverbial) verwendet wird (Modifikation_Ereignisumstand:(VP_XP)VP):

Filler des KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekts:

  • Der Filler des KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekts ist eine Konstruktion, die direkt in Form einer Präpositionalphrase mit lexikalisch fixierter Präposition und festgelegtem Kasus und semantischem Typ auf ein Frame-Element (FE) eines spezifischen Frames verweist, wie etwa das FE Gesuchtes des Suchen-Frames (vgl. Modifikation_Ereignisumstand:(VP_XP)VP).
  • Die Präpositionalphrasen, die die Rolle eines Adverbials besetzen, instantiieren hingegen nicht Frame-Elemente spezifischer Frames, sondern meist FE des Ereignis-Frames, der mit einer Vielzahl spezifischerer Frames fusionieren kann und – v.a. bei lokalen und temporalen Ereignisumständen – eine weit größere semantische und formale Ausdifferenzierung aufweist (kenntlich etwa in der ‚Austauschbarkeit‘ der Präposition oder alternativer kategorialer Realisierung wie durch semantisch passende Adverbien).

Position des KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekts:

  • Das KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt ist nicht frei im Satz verschiebbar, sondern erscheint i.d.R. am hinteren Rand des Mittelfelds. (Nur mit Fokusakzent ist auch etwa eine Positionierung im Vorfeld möglich.) Das kann damit zusammenhängen, dass bei der Relation:(V_PP)V-Konstruktion eine direkte Verbindung zum Frame vorliegt, so wie sie lexikalisch auch zwischen Verb und Frame besteht.
  • Im Gegensatz zu den Fillern der Präpositionalobjekte (und den meisten Verben), verweisen (freie!) Adverbiale hingegen nicht auf die Elemente spezifischer Frames, sondern auf allgemeinere Ereignisrollen (lokale, temporale und weitere Umstände) und stehen damit in keinem engen Verhältnis zu Verben. Ihre Position im Satz ist entsprechend freier.

Die klassisch als ‚valenzgebunden‘ klassifizierten Adverbiale (etwa die Lokaladverbiale, die mit Verben wie wohnen oder stellen auftreten), sind als Mischformen anzusehen: Einerseits sind sie an spezifische Frames gebunden, die selbst die FE festlegen, auf die besagte KE verweisen (in diesem Falle den Ort), andererseits teilen sie die zahlreicheren Realisierungsmöglichkeiten mit den freien Adverbialen.

Auf die Eigensemantik der Präpositionalphrase in dieser und der verwandten Konstruktion Relation:(V_PP)V weisen Rostila (2007, 2018), Höllein (2019, 2020) und Zeschel, Proost & Laptieva (2020) hin. Sie zeigen zudem, dass auch produktive Verbindungen möglich sind, wie etwa in der Truhe nach Eis buddeln (Höllein 2020: 101) in der Bedeutung in der Truhe buddelnd nach Eis suchen, was für das Vorliegen einer Konstruktion spricht.

In der hier vorliegenden Konzeption lässt sich das damit erklären, dass nach Eis direkt auf das FE Gesuchtes verweist und damit den Suchen-Frame evoziert. Dass dieser (und nicht ein anderer) Frame evoziert wird, erklärt sich einerseits mit der semantischen Passung und andererseits mit der Kompatibilität des Verbs mit dem Frame in dem Sinne, dass das von beiden Verben Ausgedrückte als ein und derselbe Vorgang interpretiert werden kann. Dies wiederum hängt vermutlich mit der Kompatibilität der weiteren semantischen Rollen zusammen (vgl. Matsumoto 1996).

Die Konstruktions umfasst die externen Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) KE:VerbVerb und KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt.

Weiterführende Informationen

Es gibt mitunter Alternationen zwischen der Realisierung eines Arguments als KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt (in dieser Konstruktion) oder als Akkusativobjekt (in der Transitivkonstruktion Relation_zweistellig:Transitiv_aktiv). Die Realisierung als KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt ist dabei durch die semantische Passung der entsprechenden Präpositionalkonstruktion (wie Suchziel:nach_NP) lizenziert, die alternative Realisierung durch Argumentstrukturkonstruktionen wie die Transitivkonstruktion. Wird das direkte Objekt als KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt realisiert, kann ein anderes Satzglied oder ein Satzgliedteil bei semantischer Kompatiblität in den Akkusativobjektslot ‚nachrücken‘.

""Das sind doch alles erwachsene Leute."" Der Coach wiederholte jedoch seine Ansicht , dass Jones' Tritt gegen Marco Reus " " nicht schlau " " gewesen sei : " " Aber ich
KE:Verbbeurteile
Spieler
KE:Präpositionalobjektnach Qualität
, nicht danach , was sie in einem unbedachten Moment tun . " " Jones wurde für die Attacke nachträglich für sechs Pflichtspiele gesperrt.

E32472...8A11E9
Die Zeit, 06.01.2012 (online)

Hartmut Mayer, Professor für Politik, Philosophie und Volkswirtschaft an der Uni Oxford, ist seit 15 Jahren einer der berüchtigten Prüfer. " " Wir
KE:Verbtesten
die Kandidaten
KE:Präpositionalobjektauf ihre Spontanität , Kreativität und darauf , dass sie unter Druck konstruktive Problemlösungen hervorbringen können
" " , sagt der Professor , der ursprünglich aus Deutschland stammt . Fragen, wie sie Fardon in seinem Buch schildert, stürben aus, sagt Mayer.

882B8E...C7916C
Die Zeit, 10.08.2012, Nr. 33


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

PhraseVP
PhraseAnderes
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
1.0 unidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Verb

Erfordert:Präpositionalobjekt


Das KE:VerbVerb verweist in den meisten Fällen auf einen Frame, auf dessen Frame-Element auch der Filler des KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekts verweist.

Tatsächlich sympathisiere ich mit einigen Ideen des AP und denke, dass vieles, was heute zu unserem kulturellen Grundrepertoire vernünftiger Elternschaft geworden ist – etwa Mutter und Kind nicht sofort nach der Geburt zu trennen, Väter stärker einzubeziehen, die Vorzüge von Muttermilch hervorzuheben und dergleichen mehr – auch der Verdienst von vielen Ärzten und Wissenschaftlern ist, die AP-Ideen erforscht und propagiert haben. Junge Eltern
KE:Verblechzen
KE:Präpositionalobjektnach " " politischen Richtlinien " "
Es ist jedoch unabdingbar, dass wir uns mit problematischen Aspekten der Debatte um AP beschäftigen – gerade weil junge Eltern zutiefst verunsicherte Geschöpfe sind, die nach ""politischen Richtlinien"" geradezu lechzen und den Dynamiken solcher Debatten schnell erliegen.

2FCD00...DFA9EC
Die Zeit, 05.09.2017 (online)

Eine Ausnahme bilden die von Rostila (2007, 2018), Höllein (2019, 2020) und Zeschel, Proost & Laptieva (2020) beschriebenen produktiven Verwendungen, bei denen das Verb aber mit dem evozierten Frame kompatibel sein muss (vgl. dazu Matsumoto 1996).

Alarm im Nest. Jungvögel
KE:Verbpiepen
Aufmerksamkeit heischend
KE:Präpositionalobjektnach ihren Eltern
und locken so ungewollt Nesträuber an . Bei Gefahr im Verzug pfeifen die Alten deshalb Alarm.

7FAD11...6557B6
Die Zeit, 29.04.2004, Nr. 19

In den beiden obigen Belegen wird mit dem KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt jeweils die Konstruktion Besitzziel:nach_NP instantiiert, bei dem oberen Beleg durch KE:VerbVerb und KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt, bei dem unteren primär durch das KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekt.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Die Redaktion finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Correctiv.org ist gemeinnützig und
KE:Verbkonzentriert
sich
KE:Präpositionalobjektauf langfristige Recherchen
. Wenn Sie Correctiv.org unterstützen möchten, werden Sie Fördermitglied.

BE45F0...06B554
Die Zeit, 23.11.2017 (online)
Präpositionalobjekt

Filler des KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekts ist eine konventionell mit einem bestimmten spezifischen Frame assozierte Präpositionalphrase, die damit selbst Konstruktionsstatus besitzt. Die Präposition muss in dieser Konstruktion ihrer NP vorangehen. Die eingebettete Nominalphrase ist im Kasus festgelegt und ansonsten variabel im Rahmen der Formbeschränkungen auf Nominalphrasen.

Die möglichen Filler des KE:PräpositionalobjektPräpositionalobjekts in der Relation:(V_PP)V-Konstruktion sind gleichzeitig potenzielle Filler des Präpositionalattributs in der Attribution_Argument:(N_PP)N-Konstruktion („Rektionsattribute“).

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Tatsächlich sympathisiere ich mit einigen Ideen des AP und denke, dass vieles, was heute zu unserem kulturellen Grundrepertoire vernünftiger Elternschaft geworden ist – etwa Mutter und Kind nicht sofort nach der Geburt zu trennen, Väter stärker einzubeziehen, die Vorzüge von Muttermilch hervorzuheben und dergleichen mehr – auch der Verdienst von vielen Ärzten und Wissenschaftlern ist, die AP-Ideen erforscht und propagiert haben. Junge Eltern
KE:Verblechzen
KE:Präpositionalobjektnach " " politischen Richtlinien " "
Es ist jedoch unabdingbar, dass wir uns mit problematischen Aspekten der Debatte um AP beschäftigen – gerade weil junge Eltern zutiefst verunsicherte Geschöpfe sind, die nach ""politischen Richtlinien"" geradezu lechzen und den Dynamiken solcher Debatten schnell erliegen.

2FCD00...DFA9EC
Die Zeit, 05.09.2017 (online)
Sven habe nicht lange gezögert, sagt er. Er
KE:Verberinnerte
sich
KE:Präpositionalobjektan die Zeit nach seinem Abitur , als er in einem Kinderdorf in Peru gearbeitet hatte
. Dort unterstützte er die Kinder bei den Hausaufgaben, malte und bastelte mit ihnen, half in der Küche aus.

5A9D06...820575
Die Zeit, 06.12.2017, Nr. 06
Kern-KE-Sets
VerbPräpositionalobjekt

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Höllein, Dagobert (2019): Präpositionalobjekt vs. Adverbial. Die semantischen Rollen der Präpositionalobjekte, Berlin/Boston: De Gruyter.
Höllein, Dagobert (2020): Verbund von Valenztheorie und Konstruktionsgrammatik am Beispiel produktiver Präpositionalobjekte, in: Külpmann, Robert / Symanczyk Joppe, Vilma / Neuhaus, Laura (Hrsg.): Variation in der Argumentstruktur des Deutschen, Hamburg: Buske, 83–112.
Matsumoto, Yo (1996): Complex Predicates in Japanese: A Syntactic and Semantic Study of the Notion ‚Word‘, Stanford: CSLI Publications.
Rostila, Jouni (2007): Konstruktionsansätze zur Argumentmarkierung im Deutschen, Tampere: Tampere University Press (Dissertation).
Rostila, Jouni (2018): Argument structure constructions among German prepositional objects, in: Boas, Hans C. / Ziem, Alexander (Hrsg.): Constructional Approaches to Syntactic Structures in German, Berlin/Boston: De Gruyter Mouton, 406–446.
Zeschel, Arne / Proost, Kristel / Laptieva, Ekaterina (2020): Objekte der Begeisterung, in: Külpmann, Robert / Symanczyk Joppe, Vilma / Neuhaus, Laura (Hrsg.): Variation in der Argumentstruktur des Deutschen, Hamburg: Buske, 113–146.