Konstruktion: Topik_Kommentar:X_Doppelpunkt_Y
Kurzname der Konstruktion:
Diese Konstruktion konstituiert die Konstruktionsfamilie Doppelpunktkonstruktionen
Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Topik-Kommentar
Konstruktionstyp:
Syntaktische Konstruktion
Struktur/Form der Konstruktion:
X_:_Y
Die Konstruktion Topik_Kommentar:X_Doppelpunkt_Y ist eine Tochter der Konstruktion Topik_Kommentar:X_Y und konstituiert selbst wiederum die Familie der Doppelpunktkonstruktionen. In dieser Konstruktion trennt der DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt einen ersten Teil, das KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik, von einem zweiten Teil, dem KE:DoppelpunktkommentarDoppelpunktkommentar. Im Einklang mit der von Reinhardt (1982) vorgeschlagenen Analyse für Topik-Kommentar-Strukturen liefert das KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik Informationen darüber, wie die – typischerweise neue – Information im KE:DoppelpunktkommentarDoppelpunktkommentar einzusortieren ist (vgl. dazu auch Krifka/Musan 2012). Die von Jacobs (2001) als für Topik-Kommentar-Strukturen wesentliches Kriterium vorgeschlagene Informationelle Separation von Topik und Kommentar wird durch den Doppelpunkt vorgenommen; damit sind beide internen Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) prosodisch-informationell separiert (vgl. auch Bredel 2008).
Weiterführende Informationen
Die Konstruktion besitzt diverse Unterkonstruktionen, die unterschiedliche weitere in der Literatur vorgeschlagenen Kennzeichen von Topik-Kommentar-Strukturen aufweisen können: So haben viele davon Prädikationscharakter mit dem KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik als semantischem Subjekt, und bei manchen hat das KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik die Funktion eines Frame-Setters oder Restriktors (Jacobs 2001, Krifka/Musan 2012).
Einzelne verblose Unterkonstruktionen besitzen eine auf die schriftliche Modalität beschränkte Syntax. Diese weisen – ähnlich wie bei bestimmten Klammerkonstruktionen – den Charakter von graphematischen Phrasenstrukturregeln auf und haben keine echten Äquivalente in der gesprochenen Sprache. Sie sind i.d.R. auf bestimmte Textsorten mit Listencharakter (wie Zeugnisse) beschränkt.
Für die anderen, ein Verb beinhaltenden (und unmarkiert aussprechbaren) Doppelpunktkonstruktionen ist charakteristisch, dass genau eines der Kern-Elemente in einem topologischen Außenfeld des Satzes realisiert wird, d.h. entweder der KE:DoppelpunkttopikTopikausdruck im linken Außenfeld oder der KE:DoppelpunktkommentarKommentarausdruckim rechten Außenfeld (vgl. Bredel 2008). Der Doppelpunkt markiert in diesen Fällen die Grenze des jeweiligen Außenfeldes. Dabei dienen diejenigen Konstruktionen mit dem KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik im linken Außenfeld v.a. der metasprachlichen Einordnung des KE:DoppelpunktkommentarDoppelpunktkommentars; für die Konstruktionen mit dem Doppelpunktkommentar im rechten Außenfeld gilt das hingegen nicht.
Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie
variabel |
Schematizität | Idiomatizität | Beschränkungen |
---|---|---|
0.67 | teilidiomatisch | ja (formseitig + semantisch/pragmatisch) |
Modalität | schriftlich |
Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)
Doppelpunkt |
Der DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt ist ein Satzmittezeichen (vgl. Gallmann 1985, Nerius 20074, Bredel 2008), d.h. er steht zwischen zwei Konstituenten desselben Ganzsatzes. Aus graphotaktischer Sicht handelt es sich beim DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt um ein enklitisches Klitikon, d.h. er lehnt sich direkt an das unmittelbar vorhergehende Stützzeichen an (Bredel 2008: 34). Er unterscheidet sich vom Semikolon, einem anderen Satzmittezeichen, dadurch, dass die durch ihn verknüpften Einheiten nicht als nebenstehend interpretiert werden (Bredel 2008: 190, vgl. auch Nunberg 1990). Aus funktionaler Sicht konstituiert der DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt zwei informationell separierte Einheiten – eines von Jacobs (2001: 645ff.) prototypischen Kennzeichen für Topik-Kommentar-Strukturen; er ist als Anweisung zu verstehen, dass der KE:DoppelpunktkommentarDoppelpunktkommentar unter den im KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik aufgeführten Gesichtspunkten zu interpretieren ist. Im Gegensatz zum Gedankenstrich ist er nicht als Anweisung zu interpretieren, die syntaktische Verkettung abzubrechen und an späterer Stelle wiederaufzunehmen; stattdessen kündigt er an, dass diese nach dem DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt komplettiert wird. Beispiel: Das Altbier heißt also Altbier, weil man es nach alter Weise braut.
{
Es gibt Amerikaner, die sieht man auf Neuschwanstein mit ihren Fotoapparaten.
KE:DoppelpunkttopikAmerikaner :KE-lex:Doppelpunkt KE:DoppelpunktkommentarAmerikaner kommen aus Amerika . Nach langem Hin und Her entscheidet sich Paris schließlich für Venus.
{ .
Das „Theater im Theater“ schließt mit einem Duett von Paris und Venus.
KE:DoppelpunkttopikDie Folge :KE-lex:Doppelpunkt KE:DoppelpunktkommentarDie beiden anderen beschimpfen ihn als Betrüger |
Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)
Doppelpunkttopik |
Das KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopik – auch: Doppelpunktkonstruktion (vgl. Bredel 2008) – ist der dem DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt vorausgehende Teil des durch diesen segmentierten Ganzsatzes. Evoziert die folgenden Frames: Beispiel: Sein Kopf, zu dem ich aufschauen muß, sogar wenn er sich zu mir hinhockt, so groß ist mein Vater, erscheint mir Abend für Abend vor der schwarzen Fläche des unverhangenen Fensters, das hinter ihm ist.
Glattes glänzendes Schwarz , ohne Mondschein , und davor {
Stimmt es, daß ein Geier ein ganzes lebendiges Lamm mit hinaufnehmen kann in den Himmel, und es dann irgendwann fallen läßt, um es zu fressen?
KE:Doppelpunkttopikdieser Kopf meines Vaters , der sich hell davon abhebt :KE-lex:Doppelpunkt KE:DoppelpunktkommentarBlond , hellbraune Augen , und Zähne wie Perlen , wenn er seinen Mund aufmacht und sagt , was auf den Bildern zu sehen ist . Leider lag Maxie Wander, als das Buch 1977 erschien, bereits im Krankenhaus.
{ .
Im November starb sie, nach kurzer, schmerzvoller Krankheit, dabei hatte sie im Krankenbett noch Pläne gemacht, wollte einen neuen Band, dann mit männlichen Selbstaussagen, herausbringen.
KE:DoppelpunkttopikDie Diagnose :KE-lex:Doppelpunkt KE:DoppelpunktkommentarKrebs |
Doppelpunktkommentar |
Der KE:DoppelpunktkommentarDoppelpunktkommentar – auch: Doppelpunktexpansion (vgl. Bredel 2008) – ist der dem DoppelpunktKE-lex:Doppelpunkt folgende Teil des Ganzsatzes. Dabei sättigt er mindestens eine offene thematische oder syntaktische/valenzielle Leerstelle des KE:DoppelpunkttopikDoppelpunkttopiks (vgl. Bredel 2008: 202). Inhaltlich ist er also als Fortführungs- und Komplettierungssignal zu interpretieren. Evoziert die folgenden Frames: Beispiel: Manchmal wirkt ’s, als sei ein ganzes Serienkonzept in einen einzigen Film hineingepackt worden.
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Bei der Frankfurter Rundschau urteilte Harald Keller:
KE:DoppelpunkttopikTrotzdem :KE-lex:Doppelpunkt KE:DoppelpunktkommentarDas Stück macht Lust auf mehr ! Für Prävention also nicht.
{ .
Pillen als Vorbeugung vor eine HIV-Infektionen fielen deshalb sozusagen durch das Raster.
KE:DoppelpunkttopikEinzige Ausnahme :KE-lex:Doppelpunkt KE:DoppelpunktkommentarImpfungen |
Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern
Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch