Konstruktion: Intensivierung_Komparativ:X_ist_gut_Y_ist_besser

Gießen (red).
{
KE:BezugswertVertrauen
ist gutKE-lex:ist_gut_ist_besser
,
KE:IntensiviertesMitdenken
ist besserKE-lex:ist_gut_ist_besser
}
. Das gilt auch für künstliche Intelligenzen wie Navigationssysteme, die schon so manchen in die Irre oder gar in ein Hafenbecken geführt haben. Wer bei der Navigation die Kontrolle komplett an ein Gerät abgibt, verliert zwar nicht immer den rechten Weg, möglicherweise aber mit der Zeit einen Teil seiner Denkfähigkeit.

E894EB...ED5782
GIZ23/MAR.00212 Gießener Anzeiger, 03.03.2023, S. 25; Wie man räumliches Lernen anregt

Kurzname der Konstruktion:

Intens.:X_ist_gut_Y_ist_besser

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Intensivierung

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Komparativ:S

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Kontrast_parallel:X1Y1W_X2Y2W

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Syntaktische Konstruktion

Syntaktische Konstruktion: Phraseoschablonen/Phrasemkonstruktionen

Struktur/Form der Konstruktion:

X_ist_gut_Y_ist_besser

Bei der Konstruktion (Kxn) Intensivierung_Komparativ:X_ist_gut_Y_ist_besser, die zu den Familien Intensivierung, Komparativ:S und Kontrast_parallel:X1Y1W_X2Y2W gehört, handelt es sich um ein produktives, teilschematisches ‚Sprichwortmuster‘ (Steyer 2012; Steyer & Hein 2018) des Deutschen, das sich über serielle Modifikation aus dem lexikalisierten Sprichwort Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser ( zum SWB-Eintrag) herausgebildet hat und eine große Menge an okkasionellen, nicht-sprichwörtlichen Bildungen lizenziert.

Die Kxn hat ähnlich wie die Kxn Intensivierung_Komparativ:X_ist_Silber_Y_ist_Gold „die denotative Bedeutung 'X mag auf den ersten Blick gut sein, aber Y ist besser als X'“ (Mellado Blanco 2018: 196). Durch den Vergleich mit dem bereits positiv bewerteten KE:BezugswertX wird die Gewichtung von KE:IntensiviertesY verstärkt.

Die als Parataxe realisierte Kxn setzt sich zusammen aus dem lexikalisch festen Kern-Konstruktionselement (KE-lex) ist_gut…ist_besserKE-lex:ist_gut_ist_besser sowie den beiden internen Kern-Konstruktionselementen (Kern-KE) KE:BezugswertBezugswert und KE:IntensiviertesIntensiviertes.

Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

komplexer SatzParataxe mit V2
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.67 idiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

ist_gut_ist_besser

Das KE-lex wird als die diskontinuierliche Mehrworteinheit ist_gut…ist_besserKE-lex:ist_gut_ist_besser realisiert. Ist gut folgt unmittelbar auf den KE:BezugswertBezugswert, ist besser unmittelbar auf das KE:IntensiviertesIntensivierte. Das Kopulaverb sein wird dabei meist in der 3. Person Singular Präsens realisiert, doch auch andere Realisierungen sind grundsätzlich möglich.

Es verstärkt die Gewichtung des KE:IntensiviertesIntensivierten durch Vergleich mit dem KE:BezugswertBezugswert.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Doch was, wenn Menschen gar keine Lust auf Kinder, Kraftsport, E-Bikes und verstellbare Schreibtische haben?
{
KE:BezugswertKlimafreundliche Angebote zur Stärkung der Work-Life-Balance
sind gutKE-lex:ist_gut_ist_besser
,
KE:Intensiviertespsychologische Kenntnisse
sind besserKE-lex:ist_gut_ist_besser
}
. Wie wäre es mit Rabattaktionen für Wochenenden in Romantikhotels oder Sexspielzeug?

3FA121...CE0FDB
WKU22/MAR.00631 Wiesbadener Kurier, 05.03.2022, S. 37; Mehr Sex,mehr Erfolg

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Bezugswert

Das interne Kern-KE KE:BezugswertBezugswert wird meist als NP oder als ein nominalisiertes Verb realisiert, doch auch Realisierungen als Adjektive oder VP sind möglich. Es stellt dasjenige KE:BezugswertElement dar, das positiv bewertet wird und durch dessen Vergleich ein weiteres KE:IntensiviertesElement intensiviert wird.

In der Regel gehören der KE:BezugswertBezugswert und das KE:IntensiviertesIntensivierte derselben syntaktischen Kategorie an.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Doch Zachäus wollte herausfinden, »was für ein Typ dieser Jesus ist«. Mit seinen 1,46 Metern Größe musste er dazu auf einen Baum klettern. Und Jesus wurde für ihn der Türöffner zu einem neuen, veränderten Leben. Nun lautete das Motto von Zachäus nicht mehr
{
KE:Bezugswert»Viel
ist gutKE-lex:ist_gut_ist_besser
,
KE:Intensiviertesmehr
ist besserKE-lex:ist_gut_ist_besser
}
, noch mehr am besten« sondern »Wie kann ich ein Segen sein für andere ?!« . Er gab zurück, was er zu viel genommen hatte. Und sein fleißiges Küchenteam bereitete alles vor für ein großes Freudenfest. Wo Jesus einkehrt, bleibt nichts wie es vorher war.

1A5332...B5186A
RGA23/MAI.01141 Reutlinger General-Anzeiger, 10.05.2023; VEREINE + VERBÄNDE
{
KE:BezugswertFrei haben
ist gutKE-lex:ist_gut_ist_besser
,
KE:Intensiviertesfrei sein
ist besserKE-lex:ist_gut_ist_besser
}

323D00...4EE1D5
SWP23/AUG.02720 Südwest Presse, 31.08.2023, S. 27; Hier beginnt die Freiheit

Typische Realisierungen:

NP, ADJ, VP

Intensiviertes

Das interne Kern-KE KE:IntensiviertesIntensiviertes wird meist als NP oder als ein nominalisiertes Verb realisiert, doch auch Realisierungen als Adjektive oder VP sind möglich. Dadurch, dass es mit dem bereits positiv bewerteten KE:BezugswertBezugswert verglichen wird, verstärkt sich die ebenfalls positiv bewertete Bedeutung des KE:IntensiviertesIntensivierten.

In der Regel gehören der KE:BezugswertBezugswert und das KE:IntensiviertesIntensivierte derselben syntaktischen Kategorie an.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Folgenden richtete die Rektorin Ricarda Hellmann einige Worte an die Gäste. "Ja, wir haben tolle Schüler", lobte Hellmann das Engagement der Abschlussklassen. Weiterhin forderte sie die Jugendlichen auf, auch künftig Verantwortung anzunehmen: "Gestaltet die Zukunft nach euren Ideen, die Gesellschaft braucht es, etwas zu geben und etwas zu nehmen." Auch das von Hellmann zitierte Gedicht "Zu sagen, man müsste was sagen" von Lothar Zenetti verdeutlichte ihre Worte. "
{
KE:BezugswertSich ärgern
ist gutKE-lex:ist_gut_ist_besser
,
KE:Intensiviertesverändern
ist besserKE-lex:ist_gut_ist_besser
}
, doch wer fängt bei sich damit an ? " ist eine Zeile , die wohl noch vielen im Gedächtnis bleiben wird . Mit finalen Worten verabschiedete sich die Rektorin von den Abschlussschülerinnen und Abschlussschülern: "Lernt weiter, setzt euch neue Ziele, dass ihr es schafft, wissen wir."

46D27B...61A694
SKU23/JUL.05682 Südkurier, 18.07.2023, S. 18; Mit Mut in die Zukunft

Typische Realisierungen:

NP, ADJ, VP

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

aber

Das KorE aberKorE:aber kann unmittelbar vor dem KE:IntensiviertesIntensivierten realisiert werden. Es hebt die höhere Gewichtung des KE:IntensiviertesIntensivierten gegenüber dem KE:BezugswertBezugswert hervor.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Für jeden, der das gerne mag, ist wieder Dampfmaschinen-Tag! Der Albverein Eßlingen hat Dampfmaschinen aus alten Zeiten aufgebaut brennt darauf, sie vorzuführen. Noch mehr freut er sich aber über Besucherinnen und Besucher, die ihr eigenes Dampfspielzeug mitbringen. Für Essen und Getränke ist gesorgt, und stets gilt, so der Albverein:
{
KE:BezugswertZuschauen
ist gutKE-lex:ist_gut_ist_besser
}
,
aberKorE:aber
{
KE:Intensiviertesmitmachen
ist besserKE-lex:ist_gut_ist_besser
}
!

BC15D3...5660DB
SCZ23/MAR.09133 Schwäbische Zeitung, 24.03.2023, S. 14; Bummeln, Wandern, Dampf ablassen!

Blanco, Carmen Mellado (2018): Wenn modifizierte Sprichwörter zu Mustern werden. Eine korpusbasierte Studie am Beispiel von, in: Nicklaus, Martina / Wirtz, Nora / Costa, Marcella / Ewert-Kling, Karin / Vogt, Wiebke / Schafroth, Elmar (Hrsg.): Lexeme, Phraseme, Konstruktionen. Aktuelle Beiträge zu Lexikologie und Phraseologie, Berlin: Peter Lang, 183–204.
Steyer, Kathrin (2012): Sprichwortstatus, Frequenz, Musterbildung. Parömiologische Fragen im Lichte korpusmethodischer Empirie, in: Steyer, Kathrin (Hrsg.): Sprichwörter multilingual. Theoretische, empirische und angewandte Aspekte der modernen Parömiologie, Tübingen: Narr, 287–314.
Steyer, Kathrin / Hein, Katrin (2018): Usuelle satzwertige Wortverbindungen und gebrauchsbasierte Muster, in: Engelberg, Stefan / Lobin, Henning / Steyer, Kathrin / Wolfer, Sascha (Hrsg.): Wortschätze. Dynamik, Muster, Komplexität, Berlin/Boston: De Gruyter, 107–129.
Stutz, Lena (2024): „Wo ein Sprichwort ist, ist auch ein Muster.“ Korpusbasierte Studien zur Produktivität und Schematizität deutscher Sprichwortmuster, Linguistische Berichte 279, 246–306.
SWB. Sprichwörterbuch OWID, https://www.owid.de/service/stichwortlisten/sprw.