Konstruktion: Korrelation_affirmativ:Wo_X_ist_ist_Y
Kurzname der Konstruktion:
Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Korrelation
Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:
Konstruktionstyp:
Syntaktische Konstruktion
Syntaktische Konstruktion: Phraseoschablonen/Phrasemkonstruktionen
Struktur/Form der Konstruktion:
Wo_NP1_ist_ist_NP2
Bei der Konstruktion (Kxn) Korrelation_affirmativ:Wo_X_ist_ist_Y handelt es sich um ein satzwertiges, teilschematisches 'Sprichwortmuster' (Steyer & Hein 2018; Steyer 2010, 2012) des Deutschen, das neben einem kleinen Set an usuellen Sprichwort-Realisierungen wie Wo Licht ist, ist auch Schatten ( zum SWB-Eintrag) eine große Menge an okkasionellen Bildungen lizensiert, die nicht sprichwörtlich sind. Aus syntaktischer Sicht handelt es sich um ein satzwertiges Strukturmuster der Form Wo X ist, ist Y, das aus zwei Teilsätzen (lokaler Adverbialsatz und Hauptsatz) besteht. Während mit dem Adverb woKE-lex:Wo_ist_ist, und den beiden Verbformen istKE-lex:Wo_ist_ist drei Positionen lexikalisch gefüllt sind, fungieren mit X ( KE:Entität_1Entität_1) und Y ( KE:Entität_2Entität_2) zwei nominale Positionen als variabel, aber nicht beliebig zu besetzende Slots. Aus semantischer Sicht bringt die Kxn eine Korrelation zwischen zwei Entitäten oder Sachverhalten zum Ausdruck, die einer affirmativen Existenzquantifikation entspricht: So gilt: 'Wenn es (irgendwo) X gibt, dann gibt es (dort) typischerweise auch Y' (z.B. für Wo Licht ist, ist auch Schatten: Wenn es irgendwo Licht gibt, dann muss es dort auch Schatten geben, bzw. im übertragenen Sinne: Wenn es etwas Positives gibt, dann gibt es typischerweise auch etwas Negatives) (vgl. Steyer 2012: 309).
Weiterführende Informationen
Die Relationsart zwischen den benannten Entitäten bzw. Sachverhalten lässt sich analog zur Schwester-Kxn Korrelation_Negation:kein_X_ohne_Y je nach lexikalischer Besetzung, Kontext und Wissensbeständen unterschiedlich ausbuchstabieren, z.B. als Gleichzeitigkeit von Ereignissen, vgl. Wo Licht ist, ist auch Schatten (‘Wenn irgendwo Licht ist, sind dort gleichzeitig auch Schatten’), als Ursachen-Relation, vgl. Wo Rauch ist, ist auch Feuer (‘Wenn irgendwo Rauch ist, muss es irgendwo auch Feuer geben’) oder als Teil-von-Relation, vgl. Wo Nester sind, sind auch Eier (‘Wenn etwas ein Nest ist, dann hat es Eier) (vgl. Finkbeiner 2022: 55). Dabei lassen sich grundsätzlich vier semantische Subtypen der Konstruktion unterscheiden, die ein je unterschiedliches kommunikatives Potential eröffnen, das konventionell mit dem entsprechenden Subtyp assoziiert ist:
Typ 1: faktisch-notwendig
Aufgrund seines universellen Allgemeingültigkeitsanspruchs eignet sich Typ 1 besonders für assertive Illokutionen, die im Rahmen von Argumentationshandlungen vollzogen werden, z.B. erklären, beurteilen, rechtfertigen, anzweifeln oder bestreiten (vgl. Finkbeiner 2022: 68/73).
Typ 2: Faktisch-kontingent
Mit Äußerungen von Typ 2 wird eine überzufällige Häufigkeit des Auftretens einer Sache Y im Rahmen von X konstatiert. Daher eignen sie sich vor allem für assertive Sprechhandlungen im Rahmen von Bewertungen und Kritikäußerungen. So wird mit der Äußerung Wo Pizza ist, ist Mafia nicht nur die Beobachtung verallgemeinert, dass Pizzerien überproportional häufig im Besitz von Mafia-Clans sind, sondern es wird gleichzeitig zum Ausdruck gebracht, dass dies als unangenehm oder störend empfunden wird (vgl. Finkbeiner 2022: 68/74f.).
Typ 3: Adversativ
Typ 4: Assoziativ
Spielarten der Kxn:
Es lassen sich insgesamt drei Spielarten der Kxn unterschieden: Während die Nominalpositionen im Regelfall affirmativ besetzt sind, entsprechen solche Konstrukte, bei denen die Nominalfüller zusammen mit dem Negationsartikel kein realisiert sind, einer negierten Existenzquantifikation der Form 'Wenn es kein/nicht X gibt, dann gibt es typischerweise auch kein/nicht Y' (z.B. für Wo kein Kläger ist, ist kein Richter: Wenn es keinen Kläger gibt, dann gibt es typischerweise auch keinen Richter, bzw. im übertragenen Sinne: Wenn etwas nicht kritisiert wird, dann kann darüber auch nicht geurteilt werden). Von der affirmativen und negierten Lesart lassen sich als dritte Spielart solche Fälle unterschieden, bei denen eine der beiden offenen Nominalpositionen eine affirmative und die andere eine negierte Realisierung aufweist (vgl. Wo Ratten sind, sind keine Mäuse).
Subschemata der Kxn:
Die Kxn inkorporiert zwei Subschemata der Form Wo ein Wille ist, ist auch X und Wo X ist, ist auch ein Weg. Diese ergeben sich dadurch, dass ausgehend von der usuellen Sprichwort-Realisierung Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg jeweils eine der beiden Nominalpositionen reihenbildend verwendet und nur die jeweils andere produktiv mit Nennform-fremdem lexikalischen Material angereichert wird.
Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie
komplexer SatzHypotaxe mit VL |
Schematizität | Idiomatizität | Beschränkungen |
---|---|---|
0.33 | teilidiomatisch | ja (formseitig + semantisch/pragmatisch) |
Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)
Wo_ist_ist |
Das nicht-adjazente KE-lex Wo_ist_istKE-lex:Wo_ist_ist, das die Kxn gemeinsam mit den Kern-KE KE:Entität_1Entität_1 und KE:Entität_2Entität_2 lizensiert, ist dreigliedrig und besteht aus dem Adverb woKE-lex:Wo_ist_ist sowie den beiden in der 3. Person Singular oder Plural konjugierten Flexionsformen des Kopulaverbs sein (istKE-lex:Wo_ist_ist oder sindKE-lex:Wo_ist_ist). Je nach Flexionsform des Kopulaverbs liegen insgesamt vier verschiedene KE-lex-Varianten vor, nämlich Wo_ist_istKE-lex:Wo_ist_ist, Wo_ist_sindKE-lex:Wo_ist_ist, Wo_sind_istKE-lex:Wo_ist_ist und Wo_sind_sindKE-lex:Wo_ist_ist). In der sequenziellen Abfolge ist zwischen erstem und zweitem KE-lexKE-lex:Wo_ist_ist-Glied stets das KE KE:Entität_1Entität_1 positioniert, während das zweite und dritte KE-lexKE-lex:Wo_ist_ist-Glied typischerweise durch ein Komma voneinander abgegrenzt sind und dem dritten KE-lexKE-lex:Wo_ist_ist-Glied das KE KE:Entität_2Entität_2 nachfolgt. Beispiel: {
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1ein Jäger istKE-lex:Wo_ist_ist istKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2ein Gejagter {
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1Stress istKE-lex:Wo_ist_ist sindKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2Donuts {
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1Zwerge sindKE-lex:Wo_ist_ist istKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2Schneewittchen Der Ortsbürgermeister ist optimistisch:
" { .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1Apotheken sindKE-lex:Wo_ist_ist sindKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2Ärzte |
Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)
Entität_1 | |
Das KE KE:Entität_1Entität_1 verweist auf jene Entität, die zu einer zweiten Entität (KE KE:Entität_2Entität_2) in einer Korrelation steht, welche einer affirmativen Existenzquantifikation entspricht, sodass gilt: Wenn es (irgendwo) KE:Entität_1Entität_1 gibt, dann gibt es (dort) typischerweise auch KE:Entität_2Entität_2. Der Zusammenhang der Entitäten kann dabei faktisch-notwendig (z.B. Wo Licht ist, ist auch Schatten), faktisch-kontingent (z.B. Wo viel Geld ist, ist auch Kriminalität), adversativ (z.B. Wo Liebe ist, ist auch Schmerz) oder assoziativ (z.B. Wo Bayern ist, ist CSU) sein. Das KE KE:Entität_1Entität_1 nimmt in der sequenziellen Abfolge der KE stets die zweite Position ein, d.h. es ist dem ersten KE-lex-Glied woKE-lex:Wo_ist_ist nachgeschaltet und geht dem zweiten KE-lex-Glied istKE-lex:Wo_ist_ist bzw. sindKE-lex:Wo_ist_ist syntagmatisch voraus. Wie das KE KE:Entität_2Entität_2 ist KE:Entität_1Entität_1 kategorial auf nominale Füller beschränkt, die typischerweise, aber nicht strikt durch N<sub>0</sub>-Kategorien realisiert sind. Daneben erscheinen die nominalen Füller häufig auch mit bestimmten Begleitern wie Indefinit-, Definit- oder Negationsartikel und können in seltenen Fällen auch bestimmte Erweiterungen wie Adjektivattribute aufweisen. Beispiel: Niklaus weiß:
{ .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1die Sieger sindKE-lex:Wo_ist_ist sindKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2die Fotografen { .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1viel Fernsehen istKE-lex:Wo_ist_ist istKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2viel Werbung
« { » , sagte er einst .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1gute Trainer sindKE-lex:Wo_ist_ist sindKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2gute Spieler Typische Realisierungen: Nomen, einfache NP | |
Entität_2 | |
Das KE KE:Entität_2Entität_2 verweist auf jene Entität, die zu einer ersten Entität (KE KE:Entität_1Entität_1) in einer Korrelation steht, welche einer affirmativen Existenzquantifikation entspricht, sodass gilt: Es gibt (irgendwo) typischerweise KE:Entität_2Entität_2, wenn es (dort) KE:Entität_1Entität_1 gibt. Der Zusammenhang der Entitäten kann dabei faktisch-notwendig (z.B. Wo Licht ist, ist auch Schatten), faktisch-kontingent (z.B. Wo viel Geld ist, ist auch Kriminalität), adversativ (z.B. Wo Liebe ist, ist auch Schmerz) oder assoziativ (z.B. Wo Bayern ist, ist CSU) sein. In der sequenziellen Abfolge nimmt das KE KE:Entität_2Entität_2 stets die letzte Position ein, d.h. es ist dem dritten KE-lex-Glied istKE-lex:Wo_ist_ist bzw. sindKE-lex:Wo_ist_ist syntagmatisch immer nachgeschaltet. Wie das KE KE:Entität_1Entität_1 ist KE:Entität_2Entität_2 kategorial auf nominale Füller beschränkt, die typischerweise, aber nicht strikt durch N<sub>0</sub>-Kategorien realisiert sind. Daneben erscheinen die nominalen Füller häufig auch mit bestimmten Begleitern wie Indefinit-, Definit- oder Negationsartikel und können in seltenen Fällen auch bestimmte Erweiterungen wie Adjektivattribute aufweisen oder in Koordinationsstrukturen integriert sein. Beispiel: Und dieser Krimi zeigt das:
{ .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1eine Waffe istKE-lex:Wo_ist_ist istKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2eine Leiche { .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1keine Schuld istKE-lex:Wo_ist_ist istKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2keine Sühne { .
WoKE-lex:Wo_ist_ist KE:Entität_1die Stars sindKE-lex:Wo_ist_ist sindKE-lex:Wo_ist_ist auchKorE:auch KE:Entität_2die Presse und die Aufmerksamkeit Typische Realisierungen: Nomen, einfache NP | |
Kern-KE-Sets | |
---|---|
Entität_1Entität_2 |
Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern
Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch
auch |
Bei dem Adverb auchKorE:auch handelt es sich um ein mit der Kxn korrelierendes Element, welches das Auftreten von KE:Entität_2Entität_2 als (affirmatives) Korrelat zu KE:Entität_1Entität_1 semantisch verstärkt bzw. hervorhebt. |