Konstruktion: Exklamativ:welch_VL

Ich benutze das feinste chinesische Sinnes-Organ und möchte erfahren, wie es unserem Land geht. ""
{
WelchKE-lex:welch
KE:StimulusEntschlüsselungskraft Worten
}
dochKorE:doch
{
KE:Stimulusinnewohnt
}
! Wäre ich Cang im Kaufhaus begegnet und hätte mit ansehen müssen, wie er sich in der Haushaltswarenabteilung zu schaffen macht - ich wäre überzeugt gewesen, dass der Kerl dort mit der Seifenschachtel im Mund medizinische Hilfe benötigt.

Kurzname der Konstruktion:

Exklamativ:welch_VL!

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Exklamativ:VL

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Satzmoduskonstruktion

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

welch_VP

Die Konstruktion Exklamativ:welch_VL bringt eine durch Überraschung geprägte Emotion des Sprechers im Hinblick auf einen KE:StimulusStimulus zum Ausdruck. Die Konstruktion setzt sich aus dem lexikalisch festen Konstruktionselement (KE-lex) welchKE-lex:welch sowie dem internen Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:StimulusStimulus zusammen.

Das Interrogativpronomen welchKE-lex:welch bildet den Einstieg in die Konstruktion (Kxn), worauf der KE:StimulusStimulus folgt. Die Kxn wird in Form einer Verbalphrase (VP) mit dem finiten Verb in Endstellung realisiert. Der informationsstrukturelle und prosodische Fokus liegt auf dem KE:StimulusStimulus, wobei die semantische Funktion des KE-lexKE-lex:welch eine Skala-Lesart evoziert, auch wenn die Kxn keine graduierbaren oder quantifizierbaren Elemente enthält.

Im Gegensatz zur Konstruktion Exklamativ:wie_ADJ liegt der Fokus hier also nicht auf dem gradierbaren Zustand selbst, sondern auf dem denotierten Sachverhalt.

Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

einfacher SatzVL
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

welch

Beim KE-lex welchKE-lex:welch handelt es sich um das Interrogativpronomen, welches in Kombination mit dem KE:StimulusStimulus die Konstruktion Exklamativ:welch_VL bildet.

Beispiel:

Es ist wahrhaftig bewundernswert für wie viele Stunden Spanier dicht gedrängt mit Donnerstimmen und sichtlichem Vergnügen aufeinander einzureden vermögen.
{
WelchKE-lex:welch
KE:Stimulusinniges Verhältnis zur Sprache diesem Zeitvertreib zugrunde liegt
}
! Zu Abend ißt man anschließend vielleicht gleich dort, wo die Nacht beendet werden sollte.

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Stimulus

Bei dem internen Kern-KE KE:StimulusStimulus handelt es sich um denjenigen denotierten Sachverhalt, welcher die Überraschung auslöst.

Beispiel:

Ein matter Glanz lag über ihren Augen.
{
WelchKE-lex:welch
KE:Stimulusrührenden Anblick sie bot
}
! Schon einmal hatte sie sich zwar eine Angina geholt.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

doch

Beim dochKorE:doch handelt es sich um ein mit der Zielkonstruktion korrelierendes Element, welches den KE:StimulusStimulus beziehungsweise die Überraschung semantisch verstärkt, z.B. eine Konjunktion.

Beispiel:

Das Aquarium wird zum Ozean und der Sessel zum Felsmassiv, und durch den Regenwald der Topfpflanzen kämpft Doktor Dodo sich weiter bis zu den nackten Kachel-, äh, Eiswüsten des Badezimmers.
{
WelchKE-lex:welch
KE:Stimulusphantastische Abenteuer die Phantasie
}
dochKorE:doch
{
KE:Stimulusbietet
}
! Und wer ihr, zum Beispiel mit diesem munteren Büchlein, schon von klein auf, sagen wir ab vier, ein bißchen Flugunterricht gibt – ja, dem wird zumindest eines nie passieren: daß er sich, nach einem Duell unter Hausarrest gestellt, langweilt.Benedikt Erenz

Altmann, Hans (2016): Aspekte der Markierungsebenen von Satztypen und Konstruktionen, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 106–145.
d’Avis, Franz (2013): Exklamativsatz, in: Meibauer, Jörg / Steinbach, Markus / Altmann, Hans (Hrsg.): Satztypen des Deutschen, Berlin/Boston: De Gruyter, 171–201.
Finkbeiner, Rita (2015): Wie Deutsch ist DAS denn? Satztyp oder Konstruktion?, in: Brylla, Charlotta Seiler / Nivre, Elisabeth Wåghäll (Hrsg.): Sendbote zwischen den Kulturen: Gustav Korlén und die germanistische Tradition an der Universität Stockholm, Stockholm: Acta Universitatis Stockholmiensis, 243–274.
Foolen, Ad (1996): Herinneringen aan mijn moedertaal, in: Hout, R. van / Kruijsen, J. (Hrsg.): Taalvariaties. Toonzettingen en modulaties op een thema, Foris Publications, 55–66.
Imo, Wolfgang (2015): Satzmodus, Konstruktion oder keins von beidem? Äußerungsformen und Äußerungsbedeutungen in interaktionaler gesprochener Sprache, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 373–405.
Marillier, Jean-Francois (2004): Zur Definition der Exklamativsätze, in: Krause, Maxi (Hrsg.): Das war echt spitze!: Zur Exklamation im heutigen Deutsch, Tübingen: Stauffenburg, 49–65.
Näf, Anton (1996): Die w-Exklamativsätze im Deutschen – zugleich ein Plädoyer für eine Rehabilitierung der Empirie in der Sprachwissenschaft, Zeitschrift für germanistische Linguistik 24(2), 135–152.
Näf, Anton (1987): Gibt es Exklamativsätze?, in: Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satzmodus zwischen Grammatik und Pragmatik: Referate anläßlich der 8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, Tübingen: Niemeyer, 140–160.
Ziem, Alexander / Ellsworth, Michael (2016): Exklamativsätze im FrameNet-Konstruktikon am Beispiel des Englischen, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 146–191.
Zifonun, Gisela / Hoffmann, Ludger / Stecker, Bruno (1997): Grammatik der deutschen Sprache, Berlin/New York: De Gruyter.