Konstruktion: Progressiv:NP_tut_V.inf

Gelungen ist das Zusammenspiel von Ulrike Krapp als Elvira und Karl Krämer als Günther. Er füllt herrlich die Rolle des emotional unbeholfenen Ehemanns aus, der die Bedürfnisse seiner Frau schon lange vergessen hat. Ulrike Krapp mimt die gekränkte Ehefrau. Ihre sprachlichen Eigenheiten ( "
{
KE:EntitätDie Mama
tutKE-lex:tut
KE:Geschehenrufen
}
" ) machen die Rolle sympathisch . Das Ganovenpärchen, bestehend aus Christian Vitu und Rocco Hauff, fügt der Aufführung noch eine weitere Prise Humor hinzu. Dem von Silva Heil zitierten Ausspruch Lessings, "Der Endzweck der Künste ist Vergnügen", wurde das Ensemble der Städtischen Bühne erneut gerecht.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Progressiv

Konstruktionstyp:

Synchron eingeschränkt

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

NP_tut_V.inf

Die Konstruktion Progressiv:NP_tut_V.inf gehört als "potentielle Progressivkonstruktion" (Flick & Kuhmichel 2013: 53) zu der Familie Progressiv und zeigt die Unabgeschlossenheit eines von einer KE:EntitätEntität ausgeführten bestimmten KE:GeschehenGeschehens oder die Unabgeschlossenheit eines bestimmten KE:GeschehenGeschehens, welchem eine KE:EntitätEntität ausgesetzt ist, an.

Die Konstruktion besteht aus dem lexikalisch festen Kern-Konstruktionselement (KE-lex) tutKE-lex:tut und den internen Kern-KE KE:EntitätEntität und KE:GeschehenGeschehen.

Weiterführende Informationen

Die synchron eingeschränkte Konstruktion Progressiv:NP_tut_V.inf überwiegt im südlichen Hessen (vgl. Flick & Kuhmichel 2013: 66) und "reicht vom Süden bis weit in die Mitte Hessens hinein, findet in den nordöstlichen Dialekten, insbesondere im Übergang zum Thüringischen sowie im niederdeutschen Teil Hessens, jedoch kaum noch Verwendung" (ebd.).


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

PhraseVP
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.33 - -

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

tut

Das KE-lex tutKE-lex:tut wird zwischen der KE:EntitätEntität und dem KE:GeschehenGeschehen realisiert und verweist auf "die Dauer und das Vorsichgehen einer Handlung" (Fischer 2001: 148).

Beispiel:

Einige dieser Lieder waren bereits vor ihr von Ludwig Senfl, Ludwig Helmbold, Johann Walter oder Hans Kugelmann als Kontrafakturen zur Grundlage geistlicher Lieder gemacht worden (im aktuellen Evangelischen Gesangbuch sind dies die Melodien der Lieder Nr. 148, 243, 289, 345, 365, 521). Weitere von Magdalena Heymair verwendete Kontrafakturen waren „ Es ist ein Schafstall und ein Hirt als uns die heilig Schrift berührt “ ( geistlich Nürnberg 1530 ) nach der Weise „ Es gehet ein frischer Sommer daher , ja wollt ihr hören neue Mär “ oder „
{
KE:EntitätDer Gnadenbrunn
tutKE-lex:tut
KE:Geschehenfließen
}
“ ( Johannes Mathesius , 1555 ) nach der Weise „ Die Brünnlein , die tun fließen “ ( Melodie beeinflusste Evangelisches Gesangbuch , Nr . 49 ) . Magdalena Heymair schrieb neue Texte zu Kunstliedern von Heinrich Isaac („Innsbruck, ich muss dich lassen“), Paul Hofhaimer („Nach Willen dein, ich dir allein“; geistlich Straubing 1563 „Nach Willen dein, o Herre mein“), Ludwig Senfl („Ich schell mein Horn ins Jammers Ton, mein Freud' ist mir verschwunden“) und Jakob Regnart („Venus, du und dein Kind seid alle beide blind“).

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Entität

Das interne Kern-KE KE:EntitätEntität wird durch eine Nominalphrase meist direkt vor dem KE-lexKE-lex:tut realisiert und beschreibt entweder dasjenige, was ein bestimmtes KE:GeschehenGeschehen ausführt oder dasjenige, was einem bestimmten KE:GeschehenGeschehen ausgesetzt ist.

Das KE:EntitätKE kann dabei auch nullinstanziiert bleiben:

Beispiel:

Jeden Morgen, den die liebe Sonne über Deutschland wachsen lässt, tut er seinem Schöpfer danken, dass er keine Kröte ward, die ohne patriotische Gedanken im Kote nur sich wälzt und scharrt. Und
{
tutKE-lex:tut
KE:Geschehenfrohlocken
}
, dass er kein Ochse ist an seiner Krippe , dem keine deutschen Worte fließen von der Lippe , ja dass er nicht zum Tiger gar verfluchet , der raubt und mordet grausen Sinns , im Ausland sich die Gattin suchet , dass es ihn schauderte zu sagen :
KE:EntitätDNI
Ich bin's, Hans-Peter Friedrich!
Pinguine im Chor: "Niki bleib in Wien, deis muas er hoff'n, deis mocht die Steindl-Gans betroffen." Dass allerdings "Minister is jetzt a Tiroler Bauer, deis mocht die Niki-Gans so sauer" und dass "im Vatikan St. Peter ist größer, deis stört die Gans vom Peter Rezar". Auch die Stadtpolitik blieb vom musikalischen Geschnatter nicht verschont. Demnach verlegt die Gans von Rudi Geißler den Bauhof glei zum Greißler und
{
KE:Entitätdie Trummer-Gans
tutKE-lex:tut
KE:Geschehenpatrouillieren
}
, um vor dem Subway die Kids zu perlustrieren .
Geschehen

Das interne Kern-KE KE:GeschehenGeschehen wird durch ein infinites Verb oder eine Verbalphrase mit infinitem Verbbestandteil direkt auf das KE-lexKE-lex:tut folgend realisiert und beschreibt ein unabgeschlossenes Geschehen, welches entweder von einer KE:EntitätEntität ausgeführt wird oder dem eine KE:EntitätEntität ausgesetzt ist.

Beispiel:

Baij bedeutet sowohl „bei“, als auch „zu“, „hin“. Auch in der Gegenwartsform gibt es eine Besonderheit , man sagt z . B. nicht „ Er mäht Gras . “ sondern „ He deod Groas mehe . “ ( „
{
KE:EntitätEr
tutKE-lex:tut
KE:GeschehenGras mähen
}
. “ ) oder „ Die Mutter kocht . “ sondern „ Die Mudder deod koche . “ ( „ Die Mutter tut kochen “ ) . Wie im rheinischen Dialekt sagt man anstatt zu auch werre > „wider“:
Kern-KE-Sets
EntitätGeschehen

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Flick, Johanna / Kuhmichel, Katrin (2013): Der am-Progressiv in Dialekt und Standardsprache, Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 4(1), 52–76.
Fischer, Annette (2001): Diachronie und Synchronie von auxiliarem tun im Deutschen, in: Watts, Sheila / West, Jonathan / Solms, Hans-Joachim (Hrsg.): Zur Verbmorphologie germanischer Sprachen, Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 137–154.