Konstruktion: Exklamativ:wie_VL

""Wat de Tiet vergeiht"" oder: Hochdeutsch :
{
WieKE-lex:wie
KE:Stimulusdie Zeit vergeht
}
! Über 20 Jahre warChristian Seeler in der Leitung des Ohnsorg Theaters, jenes Hamburger Theaters, das Stücke nur auf Platt aufführt.

Kurzname der Konstruktion:

Exklamativ:wie_VL!

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Exklamativ:VL

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Satzmoduskonstruktion

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

wie_VP

Die Konstruktion Exklamativ:wie_VL gehört zu der Familie Exklamativ und bringt eine durch Überraschung geprägte Emotion oder Bewertung des Sprechers im Hinblick auf einen KE:StimulusStimulus zum Ausdruck. Die Konstruktion setzt sich aus dem lexikalisch festen Konstruktionselement (KE-lex) wieKE-lex:wie sowie dem internen Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:StimulusStimulus zusammen.

Das Adverb wieKE-lex:wie bildet den Einstieg in die Konstruktion (Kxn), worauf der KE:StimulusStimulus folgt. Die Kxn wird in Form einer Verbalphrase (VP) mit dem finiten Verb in Endstellung realisiert. Der informationsstrukturelle und prosodische Fokus liegt auf dem KE:StimulusStimulus, wobei die semantische Funktion des KE-lexKE-lex:wie eine Skala-Lesart evoziert, auch wenn die Kxn keine graduierbaren oder quantifizierbaren Elemente enthält.

In meinem Lupo geht das nur mit einem altmodischen Kassettenadapter.
WowKorE:doch
,
{
wieKE-lex:wie
KE:Stimulusklar und voll die Musik klingt
}
! Das Auto hat ein automatisches Getriebe.

Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

einfacher SatzVL
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

wie

Beim KE-lex wieKE-lex:wie handelt es sich um das Adverb, welches in Kombination mit dem KE:StimulusStimulus die Konstruktion Exklamativ:wie_VL bildet. Das Adverb gibt zu erkennen, dass die folgende Aussage die Art des Subjekts bzw. dessen Handlung näher beschreibt.

Beispiel:

Seine kühne Diskursbrille filtert aus basalen Sinneseindrücken kristalline Theorie, seiner Frisur entsprießt ein veritables Referenzgeflecht. Aber wie sich dennoch die Gesten ,
{
wieKE-lex:wie
KE:Stimulussich Körpersprache und Bewegungsprofile ähneln
}
! Wo sich die einen über den Baedeker beugen und Vokabeln wie ""wunderbar"" oder ""beeindruckend"" lesen, da studieren die anderen Faltblätter mit Schlagworten wie ""kritisch"", ""hinterfragen"", ""kontextualisieren"".

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Stimulus

Bei dem internen Kern-KE KE:StimulusStimulus handelt es sich um denjenigen denotierten Sachverhalt, welcher die Überraschung auslöst.

Wird im KE:StimulusStimulus ein Adjektiv vorangestellt, bewertet dieses explizit die Handlung des Subjekts. Wird kein Adjektiv realisiert, liegt der Fokus des KE:StimulusStimulus zwar auf der Handlung, die Bewertung der Art und Weise der Handlung bleibt jedoch implizit gegeben und ist aus dem Kontext erschließbar.

Beispiel:

Die grünen Sprengsel leuchteten.
{
WieKE-lex:wie
KE:Stimulusjung und naiv diese Augen aussahen
}
! Sie waren unbeschadet geblieben, nur Müdigkeit hatte sie getrübt, Unzufriedenheit hatte sie überschattet, aber sie waren nie hart geworden.
""Wat de Tiet vergeiht"" oder: Hochdeutsch :
{
WieKE-lex:wie
KE:Stimulusdie Zeit vergeht
}
! Über 20 Jahre warChristian Seeler in der Leitung des Ohnsorg Theaters, jenes Hamburger Theaters, das Stücke nur auf Platt aufführt.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

doch

Bei den KorEKorE:doch, welche üblicherweise als Adverbien (z.B. dochKorE:doch) oder Interjektionen (z.B. ahKorE:ah, wowKorE:wow) realisiert werden, handelt es sich um mit der Zielkonstruktion korrelierende Elemente, welche den KE:StimulusStimulus beziehungsweise die Überraschung semantisch verstärken.

Beispiel:

Es kommt selten vor, dass diese Kolumne ein Lob austeilt, doch heute muss es sein:
{
WieKE-lex:wie
KE:Stimulusgemütlich die Goethe-Stadt Frankfurt
}
dochKorE:doch
{
KE:Stimulusgeworden ist
}
! Wir nennen sie die Perle am Main, denn dort ist man Mensch, dort darf man ’s sein.
ah

Beispiel:

Irgendein Esel brüllt immer, irgendein Radio plärrt in jedem Winkel, und wo, außer in einem Grab, könnte ich, der unfreiwillig Auferstandene, Ruhe finden?
AhKorE:ah
,
{
wieKE-lex:wie
KE:Stimulusich die Fische beneide
}
! Auf improvisierten Tischen sterben dicht gedrängt ihre silbern glänzenden, blau schimmernden Leiber, schutzlos ausgesetzt dem Anschwärmen der Fliegen, den Griffen der Käufer, dem Messer des Händlers, der laut lachend einen blutroten Querschnitt aufklaffen lässt, ""nimm die Hälfte"", schreit er, ""zum halben Preis!"", und klatscht den mit roten Augen glotzenden Fischkopf auf ein Fettpapier in seiner gewaltigen Pranke.
wow

Beispiel:

In meinem Lupo geht das nur mit einem altmodischen Kassettenadapter.
WowKorE:doch
,
{
wieKE-lex:wie
KE:Stimulusklar und voll die Musik klingt
}
! Das Auto hat ein automatisches Getriebe.

Altmann, Hans (2016): Aspekte der Markierungsebenen von Satztypen und Konstruktionen, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 106–145.
d’Avis, Franz (2013): Exklamativsatz, in: Meibauer, Jörg / Steinbach, Markus / Altmann, Hans (Hrsg.): Satztypen des Deutschen, Berlin/Boston: De Gruyter, 171–201.
Finkbeiner, Rita (2015): Wie Deutsch ist DAS denn? Satztyp oder Konstruktion?, in: Brylla, Charlotta Seiler / Nivre, Elisabeth Wåghäll (Hrsg.): Sendbote zwischen den Kulturen: Gustav Korlén und die germanistische Tradition an der Universität Stockholm, Stockholm: Acta Universitatis Stockholmiensis, 243–274.
Foolen, Ad (1996): Herinneringen aan mijn moedertaal, in: Hout, R. van / Kruijsen, J. (Hrsg.): Taalvariaties. Toonzettingen en modulaties op een thema, Foris Publications, 55–66.
Imo, Wolfgang (2015): Satzmodus, Konstruktion oder keins von beidem? Äußerungsformen und Äußerungsbedeutungen in interaktionaler gesprochener Sprache, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 373–405.
Marillier, Jean-Francois (2004): Zur Definition der Exklamativsätze, in: Krause, Maxi (Hrsg.): Das war echt spitze!: Zur Exklamation im heutigen Deutsch, Tübingen: Stauffenburg, 49–65.
Näf, Anton (1996): Die w-Exklamativsätze im Deutschen – zugleich ein Plädoyer für eine Rehabilitierung der Empirie in der Sprachwissenschaft, Zeitschrift für germanistische Linguistik 24(2), 135–152.
Näf, Anton (1987): Gibt es Exklamativsätze?, in: Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satzmodus zwischen Grammatik und Pragmatik: Referate anläßlich der 8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, Tübingen: Niemeyer, 140–160.
Ziem, Alexander / Ellsworth, Michael (2016): Exklamativsätze im FrameNet-Konstruktikon am Beispiel des Englischen, in: Finkbeiner, Rita / Meibauer, Jörg (Hrsg.): Satztypen und Konstruktionen, Berlin/München/Boston: De Gruyter, 146–191.
Zifonun, Gisela / Hoffmann, Ludger / Stecker, Bruno (1997): Grammatik der deutschen Sprache, Berlin/New York: De Gruyter.