Konstruktion: Passe-partout-Kompositum:X-ding

Der inzwischen leicht zerwuselte Harry bittet um Aufmerksamkeit zum letzten Wettbewerb, bei dem das original australische Instrument Didgeridoo geblasen werden soll. Alle wollen , doch keiner bringt das schwere
KE:BezugsgliedHolz
{
dingKE-lex:ding
}
zum Tönen . Keine Puste mehr.

Kurzname der Konstruktion:

Passe-partout-Kompositum:X-ding

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Determinativkompositum

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Umkategorisierung

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Morphologische Konstruktion

Morphologische Konstruktion: Wortbildung

Struktur/Form der Konstruktion:

ADJ-ding

N-ding

S-Ding

V-ding

Die Konstruktion Passe-partout-Kompositum:X-ding bezeichnet „teillexikalisierte Komposita, die als festes Determinatum ein Passe-partout-Wort aufweisen, d.h. ein Wort, das durch einen hohen Grad an semantischer Vagheit gekennzeichnet ist“ (Stumpf 2021a:35). Die Konstruktion wird vorwiegend im mündlichen Sprachgebrauch verwendet und kann je nach Kontext unterschiedliche Funktionen erfüllen (bezüglich der spezifischen Funktionen vgl. Stumpf 2021a:54-74).

Feste Bestandteile sind das lexikalisch feste Kern-Konstruktionselement (KE-lex) dingKE-lex:ding (oder die Varianten kramKE-lex:kram, sacheKE-lex:sache, teilKE-lex:teil, zeugKE-lex:zeug) sowie das externe Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:BezugsgliedBezugsglied.

Weiterführende Informationen

Nicht alle Komposita mit dem Zweit- bzw. Erstglied Ding, Zeug, Sache, Teil, Kram sind Teil der hier beschriebenen Konstruktion. Häufig handelt es sich um fest lexikalisierte Zusammensetzungen wie Spielzeug, Flugzeug, Tatsache, Großteil etc., die nichts mit Vagheit zu tun haben.


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

komplexes WortKomposition
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 idiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

ding

Das KE-lex besteht aus einem simplizischen Passe-partout-Wort wie dingKE-lex:ding, kramKE-lex:kram, zeugKE-lex:zeug, teilKE-lex:teil oder sacheKE-lex:sache und wird an das jeweilige KE:BezugsgliedBezugsglied angehängt bzw. geht diesem voraus. In den meisten Fällen wird das Lexem Ding als Zweitglied an eine nominale Einheit angehängt und bildet mit dieser ein Determinativkompositum. Das KE-lex kann in unterschiedlichen Flexionsformen auftreten (Tragedinger, Lampendings, Reisedinge).

Evoziert die folgenden Frames:

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Bezugsglied

Das externe Kern-KE KE:BezugsgliedBezugsglied wird i.d.R. als Erstglied realisiert. Es kann sich dabei sowohl um Substantive als auch um Verbstämme, Adjektive, Wortgruppen und Sätze handeln. Bei Wortgruppen oder Sätzen befindet sich das KE-lex stets an zweiter Stelle und ist von dem KE:BezugsgliedBezugsglied durch ein Bindestrich getrennt.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Genäht habe ich auf Anregung von Frau Siebenhundertsachen Simplicity 2451. Und dieses
KE:BezugsgliedDreck
s
{
dingKE-lex:ding
}
war viel viel zu eng ! Und das obwohl ich doch schon die Nahtzugabe aus den einzelnen Bahnen rausgelassen hatte und es danach so aussah, als wäre alles gut.
Das mit der Lust am Verzicht kenne ich! Die Idee von Verzicht finde ich immer spannend , aber meist brauche ich noch einen Impuls , ein
KE:Bezugsglied“jetzt-gehts-los”
-
{
DingKE-lex:ding
}
. Letztes Jahr hat es mir Spaß gemacht, wochenlang nur alkoholfreie Becks in Kneipen zu bestellen, das war toll.
Andi Habe gestern mit Ben gesprochen und der hat das auch bemängelt , dass das
KE:Bezugsglied“Hebe zwei Hände und die Versammlung steht still”
-
{
DingKE-lex:ding
}
nicht mehr weiter gehen darf . Er hatte ein paar gute Ideen, ich versuch die mal umzusetzen.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

richtig

Das korrelierende Element (KorE) wird durch ein Adjektiv wie typisch, rein, richtig, echt wiedergegeben und ist dem Kompositum - sofern realisiert - vorangestellt. Die Adjektive können „die (stereo)type Semantik der Konstruktion nochmals verstärken“ (Stumpf 2021b:32).

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Mit einem Rums steht er da: ein Tresor mitten im Gassengewirr der Londoner City. Kein mickriger Hotelsafe , sondern ein
richtigesKorE:richtig
KE:BezugsgliedPanzerknacker
{
dingKE-lex:ding
}
, riesig im Format , groß wie ein Hochhaus . Und obendrauf ein Palazzo-Turm, frisch aus Florenz importiert.

Stumpf, Sören (2021): Passe-partout-Komposita im gesprochenen Deutsch. Konstruktionsgrammatische und interaktionslinguistische Zugänge im Rahmen einer pragmatischen Wortbildung, ZGL 49(1), 33–83.
Stumpf, Sören (2021): „Star Wars ist eben mehr so ein Männerding.“ Eine Korpusuntersuchung zur Syntax, Semantik und Pragmatik der Konstruktion [X Kopula ein Y-Ding], Deutsche Sprache. Zeitschrift für Theorie, Praxis, Dokumentation 49(1), 24–45.