Analyse von Frames / Konzept. Metaphern

Analyse von Frames

Das FrameNet bildet die semantische Säule des Konstruktikons. Es dokumentiert Bedeutungen von lexikalischen, grammatischen und anderen Konstruktionen (Form-Bedeutungs-Paaren).

Die empirische Grundlage der Beschreibung von Frames bilden syntaktische und semantische Annotationen authentischer, aus Korpora gewonnener Belegstellen. Die wichtigsten Analysekategorien sind die LE selbst sowie die von ihr syntaktisch abhängigen Konstituenten, die als Instanzen von frame-spezifischen semantischen Rollen, so genannten Frame-Elementen (FE), dokumentiert werden.

Der erste Schritt der Analyse besteht in der Identifizierung der Lexikalischen Einheit (LE) in einem Satz. Die LE ist der Zielausdruck (Target), der einen Frame evoziert, weshalb LE auch als frame-evozierende Elemente (FEE) bezeichnet werden. So evozieren etwa in Sätzen wie Ich gebe dir meinen Mantel oder Ich spende dir diese Jacke die LE geben bzw. spenden den Geben-Frame. Die von einer LE syntaktisch abhängigen, d.h. zu ihrem Valenzrahmen gehörenden Konstituenten sind Instanzen von Frame-Elementen (FE).

Das Projekt “FrameNet-Konstruktikon des Deutschen” unterscheidet wie das Berkeley FrameNet zwischen zwei Typen von FE:

  • Kern-Frame-Elemente (Kern-FE) sind solche, die wesentlich für einen Frame sind und diesen von anderen Frames unterscheiden. Der Frame Geben enthält z. B. die Kern-FE Geber, Empfänger und Objekt.
  • Nicht-Kern-Frame-Elemente (Nicht-Kern-FE) sind solche, die nicht wesentlich für einen Frame sind und in Frames unterschiedlichster Art gleichermaßen vorhanden sein können. Nicht-Kern-FE enthalten i.d.R. Informationen über Zeit, Ort oder Art und Weise einer Handlung. Der Frame Geben enthält z. B. die Nicht-Kern-FE Umstände, Spezifikation, Erklärung, Auferlegter_Zweck, Art_und_Weise, Mittel, Iterationszeitraum, Ort, Zweck und Zeit.

Die Frames selbst werden darüber hinaus hinsichtlich ihres Evokationstyps charakterisiert. Im Projekt “FrameNet-Konstruktikon des Deutschen” wurden bisher die folgenden Evokationstypen analysiert:

  • Lexikalischer Evokationstyp: Der Frame wird von (mind.) einer LE, hierbei kann es sich auch um eine Mehrworteinheit handeln, evoziert. Beispiel: Die LE geben evoziert den Geben-Frame.
  • Grammatischer Evokationstyp: Der Frame wird von (mind.) einer grammatischen Konstruktion evoziert. Beispiel: Die Konstruktion Exklamativ_Was_für_XP evoziert den Emotion_erregen-Frame.
  • Konzeptuell-Metaphorischer Evokationstyp: Der Frame wird von (mind.) einer konzeptuellen Metapher evoziert. Beispielsweise würde man bei einer metaphorischen Äußerung wie Die Koalitionsverhandlungen kommen nicht von der Stelle annehmen, dass der Frame Absichtlich_handeln_ist_Eigenbewegung evoziert wird..
  • Nicht-sprachlicher Evokationstyp: Hiermit werden in der Regel sehr abstrakte Frames erfasst, die oftmals sprachliche Lücken repräsentieren. Beispiel: Der Frame Begrenzter_Zustand_Szenario-Frame beschreibt einen Zustand (oft einen laufenden Prozess), der für begrenzte Zeit im Gange ist. Diese Frame wird von keiner sprachlichen Einheit evoziert.

Weitere, bislang aber noch noch nicht dokumentierte Evokationstypen sind:

  • Textueller Evokationstyp: Der Frame wird von textlinguistischen Kategorien evoziert, so evoziert etwa die Konfiguration von gewissen formalen Eigenschaften eine Textsorte.
  • Pragmatischer Evokationstyp: Der Frame wird von einer Konstruktion mit einer pragmatischen Funktionen (etwa Positionierungen, soziale Adressierungen, Kodierung von sozialen Rollen etc.) evoziert.
  • Interaktionaler Evokationstyp: Der Frame wird von einer interaktional relevanten Konstruktion, etwa indexikalischen oder Projektor-Konstruktionen, evoziert.
  • Bildschematischer Evokationstyp: Der Frame modelliert (vielfach sprachlich sedimentierte) Bildschema, also abstrakte Konzepte wie BEHÄLTER, VERBINDUNG, KONTAKT, TEIL-GANZES etc.
  • Anderer Evokationstyp: Der Frame wird anderweitig evoziert.

Analyse von Konzeptuellen Metaphern

Im Teilprojekt KoMetNet werden konzeptuelle Metaphern als Frames analysiert. Dabei gehen wir davon aus, dass sich konzeptuelle Metaphern aus der Interaktion zweier Frames (Quell- und Ziel-Frame) ergeben und ihrerseits einen eigenständigen Frame bilden. Beispielsweise interagieren die Frames Organisation und Behälter im Konzeptuelle-Metaphern-Frame ORGANISATIONEN SIND BEHÄLTER (z.B. in eine Partei eintreten). Die Konzeptuelle-Metaphern-Frames (KMF) werden hinsichtlich ihrer Quell- und Ziel-Frames charakterisiert. Auf Grundlage authentischer Daten werden die Frame-Elemente identifiziert, die im jeweiligen KMF eine Rolle spielen, und es werden Mapping-Beziehungen zwischen Frame-Elementen herausgearbeitet. So lässt sich für ORGANISATIONEN SIND BEHÄLTER beispielsweise eine Mapping-Beziehung zwischen den Frame-Elementen “Inhalt” (des Behälters) einerseits und “Mitglieder” (der Organisation) andererseits annehmen. Nicht alle Frame-Elemente der Quell- und Ziel-Frames sind auch für die Metapher relevant: So spielt etwa das “Material”, aus dem ein Container besteht, für die metaphorische Konzeptualisierung von Organisationen als Behälter keine Rolle.