Affigierung
Inhaltsverzeichnis
Frame-Definition
Affigierung
Dieser Frame umfasst einen morphologischen Prozess, bei dem ein UNSELBSTSTÄNDIGES_WORTELEMENT mit unterschiedlicher FUNKTION (z.B. zur Wortbildung oder Flexion) an eine BASIS angefügt wird (= ANFÜGUNGSPROZESS).
Belegstellen für die Verwendung in der fachsprachlichen Literatur:
Das heißt, dass die Partizipien in (6) als Basen für die [un-]Beispiel_Wortelement_links[Affigierung]Anfügungsprozess bereits adjektiviert sein müssen.
Während sich die [fremdsprachlichen]Sprache [Affixe]Unselbstständiges_Wortelement [weitgehend nur mit fremdsprachlichen Basiswörtern]Basis [verbinden]Support , besteht diese Affinität nicht in dem Maße bei den Komposita.
Dagegen führt die [Präfigierung]Anfügungsprozess_links [mit raz-]Beispiel_Wortelement_links [in razdelit’]Beispiel_Anfügungsprozess_links u.a. zur neuen lexikalische Bedeutung ‘(das Schicksal u.ä.) teilen’, in diesem Fall mit dem Aspektpartner razdeljat’.
Ebenfalls können nur wertende Adjektive mit dem [Präfix]Wortelement_links [un-]Beispiel_Wortelement_links negiert werden.
Bildungen wie étudiant können als Ableitung mittels [Suffigierung]Anfügungsprozess_rechts [vom Verbstamm]Basis ([étudier + ant → étudiant]Beispiel_Anfügungsprozess_rechts) oder als Konversion des Partizips (étudiant + {ø} → étudiant) interpretiert werden.
Ausnahmen von dieser Regel sind im Deutschen und Niederländischen beispielsweise das Kind – het kind, das Weib – het wijf sowie Substantive mit [Diminutiv]Funktion[suffix]Wortelement_rechts: [das [Mädchen – het meisje, das Männlein– het mannetje]Beispiel_Anfügungsprozess_rechts).
Frame-Elemente
Kern-FE | Definitionen |
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ANFÜGUNGSPROZESS | Prozess, bei dem ein unselbstständiges Wortelement an eine Basis angefügt wird (= Affigierung).Beispielbelegstelle: Die attributiven Partizipien 2 lassen hingegen un-[Affigierung]Anfügungsprozess zu: die ungewürzte Suppe, das ungesungene Lied. |
ANFÜGUNGSPROZESS_LINKS(schließt ANFÜGUNGSPROZESS_RECHTS aus) | Prozess, bei dem ein unselbstständiges Wortelement links von einer Basis angefügt wird (=.Präfigierung).Beispielbelegstelle: Interessant ist nun, daß diese Phrasen bei un-[Präfigierung]Anfügungsprozess_links nicht auftreten können. |
ANFÜGUNGSPROZESS_RECHTS(schließt ANFÜGUNGSPROZESS_LINKS aus) | Prozess, bei dem ein unselbstständiges Wortelement rechts von einer Basis angefügt wird (= Suffigierung).Beispielbelegstelle: Aus „zwei“ werden keine Kardinalia mittels [Suffigierung]Anfügungsprozess_rechts mit zehn gebildet. |
UNSELBSTSTÄNDIGES_WORTELEMENT | Im Hinblick auf die Position nicht spezifizierte Wortelemente, die nicht alleine, sondern nur in Verbindung mit Basen auftreten können (=Affixe).Beispielbelegstelle: Das dazu verwendete Paradigma besteht aber aus Endungen, also aus [Affixen]Unselbstständiges_Wortelement mit grammatischer Funktion. |
WORTELEMENT_LINKS(schließt WORTELEMENT_RECHTS aus) | Wortelemente, die nicht alleine, sondern nur vor einer Basis auftreten können wie beispielsweise un- in untreu.Beispielbelegstelle: Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Konstruktionen umfassen Belege wie unzählig, unrutschig, unwitzig etc. adjektivbildende Konstruktionen mit einem Negations[präfix]Wortelement_links. |
WORTELEMENT_RECHTS(schließt WORTELEMENT_LINKS aus) | Wortelemente, die nicht alleine, sondern nur rechts von einer Basis auftreten können wie beispielsweise -keit in Heiterkeit.Beispielbelegstelle: Vor [Suffixen]Wortelement_rechts wie -isch, -ung hingegen bleibt Stimmhaftigkeit erhalten: Das d in Windung, kindisch ist stimmhaft. |
FUNKTION | Angabe darüber, welchen Zweck der Anfügungsprozess erfüllt, beispielsweise Wortbildung oder Flexion.Beispielbelegstelle: [Derivations]Funktionsuffixe haben typischerweise eine sehr allgemeine „Bedeutung", während freie Morphem(komplex)e typischerweise eine spezifischere Bedeutung haben. |
BASIS | Angaben über das Wort oder den Wortstamm, an das/den unselbständige Wortelemente angefügt werden.Beispielbelegstelle: Im Deutschen ist das Negationsaffix un- (von der beschränkten Präfigierung [von Nomina]Basis abgesehen) nur mit Adjektiven, nicht aber mit Verben kombinierbar. |
Nicht-Kern-FE | Definitionen |
ANZAHL | Angabe darüber, wie oft Anfügungsprozesse stattgefunden haben und dementsprechend auch über die Anzahl der unselbstständigen Wortelemente, die als Konsequenz nebeneinander auftreten.Beispielbelegstelle: Aus Gründen der Vollständigkeit seien hier auch [Doppel]Anzahlpräfigierungen mit den häufigsten nominalen Präfixen un- und ur- an 2. Stelle eingerückt. |
BEISPIEL_ANFÜGUNGSPROZESS_LINKS(schließt BEISPIEL_ANFÜGUNGSPROZESS_RECHTS aus) | Konkretes Beispiel für eine Präfigierung.Beispielbelegstelle: Dagegen führt die Präfigierung mit raz- [in razdelit’]Beispiel_Anfügungsprozess_links u.a. zur neuen lexikalische Bedeutung ‘(das Schicksal u.ä.) teilen’, in diesem Fall mit dem Aspektpartner razdeljat’. |
BEISPIEL_ANFÜGUNGSPROZESS_RECHTS(schließt BEISPIEL_ANFÜGUNGSPROZESS_LINKS aus) | Konkretes Beispiel für eine Suffigierung.Beispielbelegstelle: Bildungen wie étudiant können als Ableitung mittels Suffigierung vom Verbstamm ([étudier + ant → étudiant]Beispiel_Anfügungsprozess_rechts) oder als Konversion des Partizips (étudiant + {ø} → étudiant) interpretiert werden. |
BEISPIEL_WORTELEMENT_LINKS(schließt BEISPIEL_WORTELEMENT_RECHTS aus) | Konkretes Beispiel für ein unselbstständiges Wortelement, das links von einer Basis angefügt wird (=Präfix).Beispielbelegstelle: Bei einigen lexikalisierten Partizipien I ist [un-]Beispiel_Wortelement_linksAffigierung möglich wie in unbedeutend, bei nicht-lexikalisierten Partizipien I nicht: *die unsingenden Kinder, *die unschlafende Katze. |
BEISPIEL_WORTELEMENT_RECHTS(schließt BEISPIEL_WORTELEMENT_LINKS aus) | Konkretes Beispiel für ein unselbstständiges Wortelement, das rechts von einer Basis angefügt wird (=Suffix).Beispielbelegstelle: Vor Suffixen [wie -isch, -ung]Beispiel_Wortelement_rechts hingegen bleibt Stimmhaftigkeit erhalten: Das d in Windung, kindisch ist stimmhaft. |
EIGENSCHAFT | Allgemeine Angabe über die Charakteristika der Anfügungsprozesse oder der unselbstständigen Wortelemente.Beispielbelegstelle: Nach Fleischer (1969; 1975: 71) bildet das [produktive]Eigenschaft Adjektivsuffix –isch vornehmlich desubstantivische Ableitungen (s. Fleischer 1969; 1975: 263). |
SEQUENZIELLE_ABFOLGE | Angabe über die zeitliche Abfolge, in der unselbständige Wortelemente angefügt werden.Beispielbelegstelle: Ob zwei Affixe – wie hier angenommen – tatsächlich [simultan]Sequenzielle_Abfolge angewendet werden oder doch [sukzessiv]Sequenzielle_Abfolge, ist bislang nicht geklärt. |
SPRACHE | Angabe über die Sprache oder den Sprachbereich, aus der/ dem ein unselbstständiges Wortelement stammt.Beispielbelegstelle: Sonderfälle stellen die mit [fremdsprachlichen]Sprache Präfixen negierten Adjektive wie harmonisch – disharmonisch, symmetrisch– asymmetrisch u.a.m. dar. |
TYPUS | Allgemeine Angabe über verschiedenen Formen von Anfügungsprozessen oder unselbstständigen Wortelementen.Beispielbelegstelle: Dies ist hinsichtlich eines lexikalischen Stammes wie dem von djadja, der auch die grammatische Funktion ‘maskulin’ trägt, längstens bekannt und wurde oben im Zusammenhang mit der [lexikalischen und zugleich grammatischen]Typus Aspekt-Präfigierung, vgl. stroit’ > perestroit’ und raz- in razdelit’ erläutert. |
WORTART | Angabe über die Wortart, die aus einem Anfügungsprozess entsteht.Beispielbelegstelle: So hat von den reihenbildenden Bedeutungsvarianten, die Nübling et al. (2006, 74) auf Grundlage von Flury (1964) für das [Adjektiv]Wortartsuffix-bar herausarbeiten, lediglich ‚kann ge-x-t werden‘ als produktive Wortbildungsbedeutung überlebt, während ehemals konkurrierende Optionen wie ‚pflichtig‘ nur noch in lexikalisierten Bildungen wie zahlbar vorhanden sind. |
Frame-evozierende Lexikalische Einheiten
Annotationsreporte
- Annotationsreport Affigierung
- Annotationsreport Affix
- Annotationsreport Präfigierung
- Annotationsreport Doppelpräfigierung
- Annotationsreport Präfix
- Annotationsreport Suffigierung
- Annotationsreport Suffix
Frame-zu-Frame-Relationen
- In einer Untergeordnet_von-Relation zum Frame Derivation (Affigierung>Derivation).
Legende:
Vererbungs-Relation (FrameNet: Inheritance-Relation) | |
Perspektive_auf-Relation (FrameNet: Perspective_on-Relation) | |
Untergeordnet_von-Relation (FrameNet: Subframe-Relation) | |
Verwendet-Relation (FrameNet: Using-Relation) | |
Bezug_auf-Relation (FrameNet: See_also-Relation) | |
Vorangehend_von-Relation (FrameNet: Precedes-Relation) | |
Inchoativ-Relation (FrameNet: Inchoative_of-Relation) | |
Ursächlich_für-Relation (FrameNet: Causative_of-Relation) |
Kategorien:
Frame-EintragEbene 2