Annotationsreport Selbstwahl
Inhaltsverzeichnis
FEs | Anzahl annotierter FEs |
---|---|
ART_UND_WEISE | 1 |
FREQUENZ | 5 |
GESPRÄCHSSTELLE | 2 |
GESPRÄCHSTEILNEHMER | 12 |
IDENTITÄTSRELATION | 22 |
MITTEL | 9 |
NÄCHSTER_SPRECHER | 5 |
ÜBERGEORDNETE_HANDLUNG | 5 |
Derverbal von wählen. Zweiwertige Valenz: 'jemand wählt jemanden'. Die Valenzleerstellen werden satzsyntaktisch anhand von Nominalphrasen realisiert. Das Erstglied 'Selbst' des Kompositums 'Selbstwahl' entspricht dem FE IDENTITÄTSRELATION.
Die FEs NÄCHSTER_SPRECHER und GESPRÄCHSTEILNEHMER fallen bei dieser LE bedingt durch die Füllung des FEs IDENTITÄTSRELATION mit dem Erstglied 'Selbst' zusammen (NÄCHSTER_SPRECHER und GESPRÄCHSTEILNEHMER sind identisch). Daher können sie in einzelnen Belegstellen nicht klar voneinander abgegrenzt werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Realisierung eines FEs das jeweils andere voraussetzt. Auf eine doppelte Annotation, d.h. die Annotation eines Satzteils mit zwei FEs, wurde verzichtet.
Kurzdefinition: Die Selbstwahl ist eine Form des Turn-Takings, bei der ein Gesprächsteilnehmer sich selbst als nächsten Sprecher bestimmt.
Belegstellen & Annotationen | Quellen | Auffälligkeiten |
---|---|---|
Sprecherwechselorganisation: keine ausreichende Wahrnehmung der Steuerungsfunktion im Sinne von [Selbst-]Identitätsrelation und Fremdwahl [nächster Sprecher/innen]Nächster_Sprecher (vgl. Kapitel 8.1.1, 8.1.4); (…). | Apfelbaum 2004: 302 | |
Die Gruppe variiert dabei vom Pol des von Tannen (1984, 60ff.) definierten „high involvement style“ mit simultaner Rede und Durchsetzung des jeweilig eigenen Themas bis hin zu [initiierter]Support Fremdwahl oder [Selbst]Identitätsrelationwahl [eines Kommunikationstyps]Art_und_Weise [an gesprächsorganisatorisch günstigen Stellen]Gesprächsstelle. | Werdecker 2008: 59 | |
Auf Grund dessen kann man in bezug auf Interviewgespräche voraussehen, dass [Interviewer]Gesprächsteilnehmer auf Grund ihres bevorrechtigten Rederechts [häufig]Frequenz [nach den Antworten der Befragten und Fremdwahl durch Fragestellung]Gesprächsstelle [Selbst]Identitätsrelationwahl[ausführen]Support, wie im oben dargestellten DP 1 zu ersehen ist. | Lee 2000: 36 | Support-Verb |
Anders gesagt, die Befragten sollen Fremdwahl der Interviewer annehmen und nach den Antworten auf weitere [Selbst]Identitätsrelationwahl [der Interviewer]Gesprächsteilnehmer warten. | Lee 2000: 36 | |
Sprecherwechsel durch [Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahl [in deutschen Interviews]Übergeordnete_Handlung. | Lee 2000: 37 | |
Während [die Befragten]Gesprächsteilnehmer [in Starinterviews]Übergeordnete_Handlung ihre [Selbst]Identitätsrelationwahl [durch Unterbrechung]Mittel [häufig]Frequenz [durchsetzen]Support, wie im DS 1 gezeigt wurde, findet bei den Interviewern in Starinterviews Selbst-/Fremdwahl durch Unterbrechung selten statt. | Lee 2000: 38 | Support-Verb |
Genau durch dieses Merkmal unterscheiden sich [Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahl [der Interviewer]Gesprächsteilnehmer [in Starinterviews]Übergeordnete_Handlung von den zwei anderen Interviewtypen: (…). | Lee 2000: 38 | |
Koreanische Experteninterviews fallen neben [häufiger]Frequenz [Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahl [der Interviewer]Gesprächsteilnehmer auch dadurch auf, dass die Gesprächsteilnehmer beim Sprecherwechsel den Gesprächspartner öfter als in den zwei anderen Interviewtypen unterbrechen: (…). | Lee 2000: 43 | |
[Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahl [durch Unterbrechung der Interviewer]Mittel tritt da sehr häufig auf, wo die Interviewer eine weitere Frage stellen, bevor die Befragten ihre Beiträge auf die vorangegangenen Fragen beendet haben. | Lee 2000: 43 | |
Im Hinblick auf den Sprecherwechsel in koreanischen Politikerinterviews ist festzustellen, dass [Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahl [ohne Unterbrechung der Befragten]Mittel [in Politikerinterviews]Übergeordnete_Handlung [häufiger]Frequenz [vorgenommen wird]Support als in den zwei anderen Interviewtypen. | Lee 2000: 45 | Support-Verb |
Der Grund hierfür kann nicht unbedingt darin liegen, dass die Interviewer in Politikerinterviews durch ihr „nachgebendes“ Gesprächsverhalten die Befragten zur [Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahl veranlassen, wie dies bei den Interviewern in Experteninterviews der Fall ist. | Lee 2000: 45 | |
Die häufige Verwendung von verstehenden und weiterführenden Hörersignalen sowohl seitens der Interviewer als auch der Befragten in koreanischen Experteninterviews deutet an, dass die beiden Gesprächsteilnehmer häufig Sprecherwechsel durchführen, denn [sie]Gesprächsteilnehmer [unterstützen]Support [sich gegenseitig]Nächster_Sprecher [durch verstehende und weiterführende Hörersignale]Mittel zu weiteren [Selbst-]Identitätsrelation/Fremdwahlen. | Lee 2000: 64 | Support-Verb |
Dem gegenüber [führt]Support [der Befragte (Nr. 6)]Gesprächsteilnehmer noch eine [Selbst]Identitätsrelationwahl [durch]Support, [indem er den Ansatz des Interviewers zur Fragestellung unterbricht und schnell (4s4) seinen Beitrag hinzufügt]Mittel ([Selbst]Identitätsrelationwahl [durch Unterbrechung des Befragten]Mittel). | Lee 2000: 39 | Support-Verb |
Auch [die Befragten in Experteninterviews]Gesprächsteilnehmer [führen]Support [Selbst]Identitätsrelationwahl [durch Unterbrechung]Mittel [häufiger als die in den anderen Interviewtypen]Frequenz [durch]Support. | Lee 2000: 44 | Support-Verb |
Interaktional ist die Aufführung durch eine Aushandlungssequenz zur [Selbst]Identitätsrelationwahl [als Sprecher]Nächster_Sprecher eingeleitet. | Ehmer 2001: 298 | |
Während die [Selbst]Identitätsrelationwahl [in Diskursformen mit funktionierenden Turn-taking-Regularitäten]Übergeordnete_Handlung weiterhin impliziert, sich gegebenenfalls gegen andere – entweder ebenfalls selbstwählende oder aufgrund älterer Rechte zur Wahrnehmung des Rederechts befugte – Kommunikanten durchsetzen zu müssen und immer auch Gefahr läuft, im kompetitiven Wettstreit um die Erlangung des Rederechts zu unterliegen, muss sich ein Chat-Teilnehmer, wenn er für sich entscheidet, einen Beitrag zu produzieren, weder gegen andere Mitstreiter durchsetzen noch die Gefahr eines möglichen Scheiterns in Betracht ziehen. | Beißwenger 2003: 8 | |
(…) zwar finden sich auch in Aboriginesgesprächen Frage-Antwortsequenzen, allerdings gibt es bei den Antworten nur [Sprecher]Gesprächsteilnehmer[selbst]Identitätsrelationwahl (d. h. der Fragende spricht niemanden direkt an, sondern „verlautbart“ seine Frage, Walsh 1994,221) und Gespräche werden nie explizit begonnen oder beendet. | HSK (16.2) 2001: 1236 | |
Danach gibt es für die Zuschreibung des Rederechts drei Möglichkeiten: (a) Wahl des nächsten Sprechers durch den aktuellen Sprecher (Fremdwahl); (b) [Selbst]Identitätsrelationwahl [eines nächsten Sprechers]Nächster_Sprecher und (c) [Selbst]Identitätsrelationwahl [des aktuellen Sprechers]Gesprächsteilnehmer [als Folgesprecher]Nächster_Sprecher (s. auch Kallmeyer/ Schütze 1976; Kallmeyer 1988). | HSK (16.2) 2001: 1364 | |
Der Sprecherwechsel durch [Selbst]Identitätsrelationwahl [mit Unterbrechung]Mittel soll in einigen Kulturen in höherem Ausmaß toleriert werden als in anderen (Günthner 1993; Lehtonen/Sajavaara 1985). | HSK (16.2) 2001: 1372 | |
Unterbrechen heißt, die [durch Fortsetzungsmarkierung (bzw. fehlende Turnende-Markierung)]Mittel [signalisierte]Support [Selbst]Identitätsrelationwahl zu ignorieren und einen eigenen Beitrag an den Server zu schicken. | Storrer 2001: 16 | Support-Verb |
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